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Aus »Wiprecht von Groitzsch«.   Vers 71161 bis 71256

ERSTER AUFZUG. VIERTE SZENE


Judith, Giselher.

GISELHER: Ja Gott zum Gruß, du glücklichste der Frauen!
Beim Tun des Herrn versagt das höchste Messen!

JUDITH: Ich will nun stille sein und Gott vertrauen,
Und niemals seien Dank und Preis vergessen.
Er kam zurück, entsühnt, beschenkt noch weiter,
Reliquien des Apostels sind sein eigen,
Mir fehlte Mut, doch scheints, als wollt dem Streiter
Der Himmel noch ganz andre Wege zeigen.

GISELHER: So ists! Wir warn von Leisnig auf der Strecke
Nach Groitzsch und weder müde noch verlassen,
Doch lobt der Ritter Gott, zu diesem Zwecke
Mag er am Weg kein Heiligtum verpassen.
So kamen wir durch Hyla, hundert Seelen
Vereint das Dorf vielleicht um ein paar Hufe,
Man könnte dort die Kirche leicht verfehlen,
Baufällig taugt sich kaum noch dem Berufe.
Wie Wiprecht aber im Gebet versunken
Stand vor dem Schrein, da schlug, kaum zu beschreiben,
Ein Glanz hervor, so wonniglich und trunken,
Als wolle sich der Heilige verleiben.
Der Graf erschrank, und kundig dieser Zeichen,
Und auserwählt, für alle uns zu schauen,
Lag es ihm fern, dem Rufe auszuweichen,
Er schwor, die Kirche herrlich aufzubauen.
So scheint mir, wo er waltet und sich bettet,
Das Heilge an die Fersen sich zu heften,
Und der Erlöser, der uns Ärmste rettet,
Betraut ihn mit den dringendsten Geschäften.

JUDITH: Verwunderlich war schon und wenig üblich,
Daß ich ihm folgen durft und er mir Gatte,
In langen Jahren schien es mir betrüblich,
Daß Vater sicher andre Pläne hatte,
Doch die Verwundrung mehr und mehr zu steigern,
Gab mit der Zeitlauf seither zu Gesichte,
Wer schauen kann, der mag den Schluß nicht weigern,
Daß wir inmitten einer Heilsgeschichte.

GISELHER: Gleichwohl, ich bin noch lange nicht am Ende,
Daß man gleich die Basilika erneure,
Wiprecht befahl, daß er die Gelder spende
Und daß er dies mit ganzer Ehr beteure.
Die Ungeduld ist groß in seinem Wesen,
Kaum daß wir drauf zum Groitzscher Markt gekommen,
Lies er den Klostergründungs-Wunsch verlesen,
Und wer verständig, hatte ihm zu frommen.
Die Ältesten berieten sich und sagten,
Man möge in der Burgesnähe bauen,
Und da der Graf kein Freund ist vom Vertagten,
Ging er sofort, dies selber anzuschauen.
Die Höhe, die einst Nible ward gerufen,
Verwarf der Ritter doch und zwar im Rechte,
Belagrer flöhn gewiß auf Klosterstufen,
Wenn man die so in Burgesnähe brächte.
Diesseits der Elster lockte eine Fläche,
Wo unbebaut in Anmut liegt die Aue,
Doch daß Verkehr hier Ruh und Andacht breche,
Verwarf den Plan, daß man hier gründ und baue.
Und also spähte Wiprecht sorgsam weiter
Und fand von Pegau westlich eine Stelle,
Ders eigen, daß der große Plan nicht scheiter,
Und die zur Hand für Wiprechts Überschnelle.
Zwar liegt der Grund nur zu gewissem Teile
Bei Wiprecht, aber Erpo, dem die Hufe,
Nahm Ausgleich, daß sodann in Windeseile
Verfügt ward, daß man nun den Bischof rufe.
Zur Stunde wird geebnet und gerissen,
Der Stifter kennt nicht Aufenthalt und Ruhe,
Obs Engel oder obs nur das Gewissen,
Er sorgt sich stets, wie er es rascher tue.

JUDITH: Nun ist schon Nacht, da kann er nicht mehr bauen.
Will er den nie an seine Herdstatt kehren?
Fast weiß ich nicht mehr, wie er anzuschauen,
Und hoffte doch, er würd mich selbst belehren.

GISELHER: Es ist verständlich, daß die Gattin schmerze,
Den Helden in der Ferne stets zu wissen,
Jedoch mein Preislied deinen Mut beherze,
Daß du erträgst das bittere Vermissen.
Er ritt nach Böhmen und er wird die Mähre
Nicht schonen, bis er hunderte Talente
Vom König hat, und zu vermuten wäre,
Daß zweiten Weg vom ersten er nicht trennte.
Nach Magdeburg wird er zum Erzbischofe
Wohl reiten und den großen Hertweig bitten,
Daß er nicht komm zu unserm kleinsten Hofe,
Doch zu der Gründung, die der Graf erstritten.

JUDITH: Der Vater bei diesem Werk nicht knausern,
Das fromm und löblich und mit bestem Grunde,
Der Enkel wird sich wohl zum Kämpen mausern,
Eh ihm der Vater spricht mit eignem Munde.

GISELHER: Dies mag wohl sein. Denn zu der Grundesweihe
Sind Albuin und Walrab auch geladen,
Ich weiß, daß Wiprecht es sich nie verzeihe,
Schafft ein Versäumnis Aufschub oder Schaden.
Er wird den Seinen Vorbild sein und schichten
Die Steine, daß man meint, er sei ein Riese,
Einst heißt es, solche Kraft sei nur zu dichten,
So wie die Fahrt der Argo nach dem Vliese.
(Beide ab.)