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Aus »Wiprecht von Groitzsch«.   Vers 71133 bis 71160

ERSTER AUFZUG. DRITTE SZENE


Judith.

JUDITH: Wenn wir verliebt sind, will uns einzig grämen,
Daß unser Schatz so fern, in fernen Landen.
Ich muß mich heute meiner Jugend schämen,
Mit kam das vogelleichte Herz abhanden.
Er kam. Er tat, daß hoher Mut begleiche
Geringe Abkunft und geringe Pfründe,
Man flüsterte von ihm im ganzen Reiche,
Daß jedes Ziel ihm frei und offen stünde.
Und er beschämte Könige, den Kaiser,
Er nahm vom Vater Gold nicht ganze Wägen.
Sein Wunsch war laut nicht minder, wenn er leiser,
Er wollte, daß wir uns in Armen lägen.
Wir wurden Weib und Mann. Und meinem Schoße
Entwuchs der Erbe, doch das Glück ging weiter.
Wir schufen viel. Doch so als seis das bloße
Bestehn, so wuchs vor unserm Haupt die Leiter.
Ein Heim zu schaffen dem vermählten Paare,
Verlangte blutig Tun erst von dem Helden,
Die Sünde, die dabei ganz offenbare,
Verlangte, es dem Erzbischof zu melden.
Santiago Compostella Urban wählte,
An Jakobs Grab der Gatte sollte büßen,
Und was man von der Reise mir erzählte,
Nichts tat, mir diesen Ratschluß zu begrüßen.
Nun ist er fort, und manchmal frag ich leise,
Obs recht wohl war, die Tat so hart zu pönen,
Wenn er nicht kehrt von dieser langen Reise,
Wird micht kein Ariel mit dem Joch versöhnen.
(Es wird dunkel und wieder hell.)