|
Aus »Götzenspiele. Tragödie«. Vers 70647 bis 70687 FÜNFTER AUFZUG. DRITTE SZENE Vorhang auf. Haftanstalt, Verhörraum. Elsässer, Götz wird hereingebracht. ELSÄSSER: Sie wurden schon belehrt, auf Rechtsbeistände Verzichten Sie. – Ist dies so sachlich richtig? (Götz nickt.) Sie müssen sprechen, ja, nicht etwa Bände, Das Tonband kann nicht schaun und ist doch wichtig. GÖTZ: Ich bin belehrt und brauche nicht Berater, Denn der Tragödie bin ich Meisterschüler. ELSÄSSER: In Vainikkala gibt es kein Theater, Zur Russengrenze streckten Sie die Fühler. Wir wissen auch, daß von Karelien südlich Sie weiterwollten in die Ost-Ukraine. Ich sag es klar, ich kann auch ungemütlich, Ich laß Sie ganz gewiß nicht von der Leine. GÖTZ: Nach Lappeenranta wollt als Ski-Urlauber Ich reisen, weil so schneearm deutscher Winter, Harmloser Dinge rings Zusammen-Klauber Vermuten ein Verschwörungsding dahinter. ELSÄSSER: Sie hatten keine Schier dabei. GÖTZ: Zu kaufen Das Sportgerät am Urlaubsort ist besser Als Fracht und Müh. Sie haben sich verlaufen Im bösen Argwohn aller Russenfresser. ELSÄSSER: Das letzte Wort belastet Sie zum weitern. Doch kommen wir zu Ihrem Urlaubstage. Was taten Sie im letzten Jahr? Nur scheitern! Solch teures Urlaubsziel in Ihrer Lage? Reichsbürgerhof, dann Psychiatrie, entlassen Mit Meldepflicht, der nie Sie nachgekommen – Wie soll das zu dem Ski-Urlauber passen? Von welcher Arbeit Urlaub ward genommen? GÖTZ: Ich habe eine Straftat nicht begangen, Mit Unrecht Sie die Freiheit mir verwehren, Ihr Stochern nach Belastung wird nicht langen, Sie sollten endlich zu den Fakten kehren. ELSÄSSER: Ich danke für den Tip! Das fröhlich freche, So große Maul, wir werdens Ihnen stopfen. Haft angeordnet, Fluchtgefahr! Ich breche Die Sitzung ab. Ihn’ fehlts an Malz und Hopfen. Wir werden weitre Zeugen jetzt vernehmen, Mal sehn, wie Sie sich zum Ergebnis stellen. Ich fürchte, daß sich bald ein weißer Schemen Bedankt, daß sein Gedächtnis wir erhellen. (Vorhang.) |