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Aus »Götzenspiele. Tragödie«.   Vers 70393 bis 70549

VIERTER AUFZUG. SECHSTE SZENE


Die vorigen. Maria tritt auf.

MARIA: Du hast Besuch von einem Wandersmanne?

GÖTZ: Er wandert an der Ilm auf Goethes Spuren.

METZLER: Ich nächtige gewöhnlich tief im Tanne,
Gern auch im Heu, hier sind ja manche Fuhren.

GÖTZ: Wir kennen uns von Halle an der Saale,
Dort sprach er allem Volk von der Tribüne.
Sonst weiß ich, daß er zeichnete und male,
Er liebt dabei das unbestechlich Kühne.
Den „Tell“ erweckte er mit Stift und Tusche
Das will heut keiner anschaun oder lesen,
Er bleibt uns im Schlaraffenland der Lusche
Ein Artefakt von ausgestorbnen Wesen.

METZLER: Solch Preislied in der Gegenwart der Dame!
Ich werde rot, und deutlich zeigts die Sonne.

MARIA: Üblicher als die Profession ein Name,
Ich nenn mich auch nicht Ziegenmagd und Nonne.

METZLER: Ich bin der Georg Metzler, und ich wohnte
Im Odenwald, ich bin ein Gundelsheimer.

MARIA: Ich hoffe doch, daß sich die Reise lohnte,
Nun findest du den Mimen noch zum Reimer.

METZLER: Die schönste Blume aller deutschen Gaue
Kommt noch hinzu.

MARIA:             Genug der Freundlichkeiten,
Es reicht, daß ich neuen Gast vertraue,
Dem Ruh und Stärkung helfe fortzuschreiten.
Er kamen auch schon ungebetne Gäste,
Die möchte ich hier nicht noch einmal dulden,
Für Vieh und Acker leisten wir das beste,
Und beim Finanzamt gibt es keine Schulden.

GÖTZ: Suchst, Georg, du Mäzene, Galaristen?

METZLER: Die Goethe-Wallfahrt ist die Trauerfeier
Für Deutschland, denn ich werd woanders nisten,
Fernab von Müller, Schulze oder Meier.

GÖTZ: Der Sickinger in Ungarn wollte bleiben,
Bei Orban scheints ihm wohler als bei Scholzen.

METZLER: Ich will Gefahren zwar nicht übertreiben,
Doch manches Truggewächs gilts abzuholzen.
Ich kenne Leut, die sich nach Ungarn wandten
Und kehrten und zwar hinter Schloß und Schlüssel.
Wer Ungarns Volkstum schützt, mag Exilanten
Nicht unbedingt, die provozieren Brüssel.
Nur Stillehaltern rat ich dieses Pflaster,
Ich aber will Gerechtigkeit für alle,
In der EU regiert nun mal der Zaster,
Und darum ist sie eine Mausefalle.
Ich will mich selber an der Front beweisen,
Vielleicht gelingen später mir Ikonen,
Und schlägt mir durch das Herz des Feindes Eisen,
Soll dieses Wort in euren Herzen wohnen.

GÖTZ: Du willst zur Front, wo ist denn heut zu streiten?
Seit Jahren ist im Kosovo selbst Ruhe.

METZLER: Unwissenheit schafft meine Einsamkeiten,
Bei manchen ziehts mir Strümpfe aus und Schuhe.
Seit sieben Jahren wird nun scharf geschossen
Im Donbas – doch wer weiß von dem Gemetzel?
Da sitz ich an der Linde bei Genossen,
Und füg ein Bild, wo allweil Zeitungsschnetzel.
Auf dem Maidan besorgt die Soros-Truppe
Daß Ordnungshüter mit Benzin verbrannten,
Scharfschützen schossen in die Hütergruppe
Und abwechselnd auch auf die Demonstranten.
Und während draußen die Gewalt sich steigert,
Der Präsident von Westlern aufgehalten,
Was mäßigt, wird zerredet und verweigert,
Bis rohe Kräfte ungehindert walten.
Der Präsident muß fliehn und seine Treuen,
Bis Russophobe nur im Parlamente,
Amerika-Lakaien sich nicht scheuen,
Zu leugnen, was von Swoboda sie trennte.
Regierung, Richter, Militär und Presse,
Vereint im großen Haß auf Moskowiter,
Die Wissenschaft im Reinigungsprozesse
Sagt nun, ukrainisch waren schon die Ritter.
Bandera kriegt sein Denkmal, Puschkins Dramen
Verbannt vom Lesebuch und vom Theater,
Was russisch ist, das hat nun keinen Namen,
Wo Rußland stand, klafft nun ein Höllenkrater.
Im Osten traf sich bald zum Widerstande
Wems arg, daß russisch reden sei verboten,
Die Krim entfloh dem unheilsschwangren Lande,
Im Donbas gab es bald die ersten Toten.
Und in Odessa „Freiheit“ ward gerufen,
Bis Schläger kamen und am Ende Brenner,
Man fand Verkohlte auf den Treppenstufen
Gewerkschaftshauses, Frauen so wie Männer.
Seither im Westen keiner wagt zu mucken,
Vor Donezk doch der Feldzug kam zum Stehen,
In dieser Weltengegend gibts kein Ducken,
Weil auch Soldaten sich als Russen sehen.
Die Volksmiliz konnt manche Freiheit schaffen,
Lugansk und Donezk, sie geriet ins Stocken.
Zu Minsk schrieb man den Stillestand der Waffen,
Der ward gebrochen, eh die Tinte trocken.

MARIA: Wem soll der Widersinn Gesetzes frommen,
Verboten sei die Muttersprache aller?

METZLER: Sie provozieren, daß die Russen kommen,
Der Einmarsch wär ein Propaganda-Knaller.
Und überdies, wenn Rußland sich am Rande
Verstrickt in Bürgerkrieg und Tod-Schwadronen,
Wärs nicht allein geächtet und in Schande,
In jeder Stadt würd nun der Terror wohnen.
Was man kaukasisch wollte mit Tschetschenen,
Afghanistan mit Truppenuntergängen,
Soll sich von Lemberg bis nach Charkow dehnen
Und Rußland von der Weltenbühne drängen.

MARIA: Woher nur der Totalvernichtungswille?
Warum darf dieses Land nicht sein wie viele?

METZLER: Betrachtet man das Land mit Wallstreet-Brille,
So ists zu groß, daß man gesittet spiele,
Und überdies zu reich, am Gold der Zaren
Hat Rom und später London sehr gelitten.
Dann kam noch Öl, und Eisenbahnen fahren
Nach Indien ohne Suez und die Briten.
So hetzte man die Deutschen in den Osten
Und Chaos, daß sich Staatlichkeit entblöße.
Zwar ganz Europa sank bei diesen Kosten,
Doch Stalin hob das Reich zu neuer Größe.
Als unter Jelzin dann das Land verarmte,
Wars doch nicht tot, als er sich totgesoffen,
Und weil der Herr des Himmels sich erbarmte,
Gesundets Putin, und wir dürfen hoffen.

GÖTZ: Ausführlich hast erzählt du die Geschichte
Und mich erinnert, daß ich weiß das meiste.

METZLER: Nicht mehr so theoretisch ich gewichte
Die Dinge, seit ich in die Frontstadt reiste.

GÖTZ: Wir sind dir beide wirklich sehr verbunden,
Daß du so plastisch sprichst von der Ukraine,
Das arme Volk, geprügelt und geschunden,
Uns bricht man andrer Weise Mut und Beine.
Doch sag, wenn Putin Widerpart des Westens,
Was lobt er Impfung, Maske, Wegkontrolle?
Und überdies, er findet es doch bestens,
Zu unterzeichnen Klima-Protokolle?

METZLER: Aus Elend Volk und Wirtschaft zu befreien,
Geschieht nicht über Nacht und diplomatisch
Muß er zum Schein sich der Agenda weihen,
Die Kohlensäure schade so klimatisch.
Was hülfe es, auf Wissenschaft zu pochen?
Er nutzt wie China alle Aufschubmittel.
Das Gültige vermacht den Welt-Epochen,
Wer undurchschaubar bleibt im ersten Drittel.
Als Pandemie in China ward chaotisch,
Schloß Putin unverzüglich seine Grenzen,
Derweil schrien unsre Medien bloß narkotisch
Einander widersprechende Sentenzen.
In Bergamo die Russen warn so rasche,
Nicht nur, um Italienern beizustehen,
Sie hofften auch dem Geist, der aus der Flasche,
Beim Wüten und beim Wandeln zuzusehen.
Sie prüften, was wir mittlerweile wissen,
Und setzten auch den Lockdown nur sporadisch.
Sie wußten, daß im Inland auch beflissen
Regierungsgegner machen alles madig.
Sie hielten still, bis sich die Stimmung wandle,
Der eigne Impfstoff brachte nicht Infarkte.
Im Schein, daß Putin selber westlich handle,
Vermied er, daß der Westen dies beharkte.