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Aus »Hermann Sterl. Ekloge«.   Vers 68021 bis 68089

ERSTER AUFZUG. SECHSTE SZENE


Sterl, Arsenios. Sigel tritt auf.

SIGEL (will gleich wieder gehen, als er den Jungen sieht):
Verzeiht, Ihr seid privat, ich gehe wieder
Und komme morgen früh mit den Berichten,
Da draußen geht ein Nieselregen nieder,
Vergeßt nicht Euren Mantel vor den Pflichten.

STERL: Nein bleibt nur, nach den beiden Wahlkampfluschen,
Hab ich wohl Lust auf ein paar schwarze Zahlen,
Dies ist grad so wie nach der Sauna duschen,
Dem Tantalus steh ich nicht nach an Qualen.

SIGEL: Nur leider sind erfreulich nicht die Dinge,
Drum widmet Euch heut besser Euern Kindern,
Der neue Tag ein beßres Lied uns singe,
Die Nacht macht Zahlen oft zu üblen Schindern.

STERL: Nein bleibt, der Junge soll hier alles hören,
Wär ich der Kaiser, trüg er Königs Krone,
Es wird den kleinen Prinzen nicht verstören
Mit anzuschaun, ob sich das Erbe lohne.

SIGEL: Ja, leider gibts in manchem Werk zu klagen,
Die Storni sprießen wie im Herbst die Schwämme,
Ich trau mir das ja gar nicht klar zu sagen,
Es sieht fast aus, als brächen alle Dämme.

STERL: Ist Krieg, darf ichs dem Erben nicht verhehlen,
Du siehst, mein Junge, wer da steigt, kann fallen,
Das gilt für die Geschäfte wie für Seelen,
Des Himmels Hilfen brauchen wir vor allen.

ARSENIOS: Mir ist so schummrig wie auf einem Schiffe,
Die Wogen rollen schaumig auf den Planken,
Ich weiß nicht, ob ich noch ein Wort begriffe,
Die Mami wird zuletzt gewaltig zanken.

STERL: Nun sorg dich nicht, du bist an meiner Seite,
Du hasts gewagt, der Mami zu entweichen,
Nun liegst du mit der großen Welt im Streite,
Und Pa hat dir den Schwedentrank zu reichen.
(Er gießt eine rote Limonade in einen Kristallkelch.)
Nun trinke Jung und schärfe deine Ohren,
Wenn Himmel sich verfinstern, bleibe heiter,
Du wurdest nicht umsonst als Sterl geboren,
Dann weiß man noch in jedem Dunkel weiter.

SIGEL: Wie dem auch sei, wir haben Auftragsschwunde
In dichter Folge, grad wie abgekartet,
Am Telephon gabs anonym die Kunde,
Man habe lang auf diesen Tag gewartet.

STERL (zu dem Jungen):
Im Steppengras erheben sich die Lanzen,
Metallne Spitzen glitzern in der Sonne,
Sie wollen auf der nackten Haut dir tanzen,
Und helles Blut ist ihnen höchste Wonne.

ARSENIOS: Ich hab genug von starken Cherokesen,
Ich will ins Bett, den Teefleck zu verträumen,
Ich bin gewiß heut ziemlich frech gewesen,
Doch nun mag ich sehr gern die Stellung räumen.

STERL: Dann mach es kurz und komme rasch zu Ende,
Ich will das Fazit, nicht die Hintergründe,
Ihr seht, mein Herzblut bindet mir die Hände,
Darum ist alles Zögern eine Sünde.

SIGEL: Nun ja, wenn nicht zuguterletzt ein Wunder,
Den klaren Trend ins Gegenteil verkehrte…

STERL: Ihr wißts, die Fackel stürzte in den Zunder,
Ihr hofft umsonst, daß dem ein Heros wehrte.

SIGEL: Nun ja, man könnt es eine Pleite nennen,
Wär dieses Wort nicht meinem Herz zuwider.

STERL: Ich hör es schon im Dachgebälke brennen –
So stürzt nun das Imperium auf mich nieder?

SIGEL: Es gibt noch manches günstig zu verkaufen,
Entschließt Ihr Euch, das Mutterschiff zu lassen,
Die Firmen werden sichrer noch ersaufen,
Doch gingt Ihr nicht mit völlig leeren Kassen.

STERL: So macht, was möglich, gut und gründlich flüssig,
Ich reise morgen und ich brauch nur Bares.
Ich bin der Sklaverei jetzt überdrüssig,
Ich denk dies war ein Sterlwort und ein klares.