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Aus »Muttermord. Tragödie«.   Vers 66338 bis 66377

ERSTER AUFZUG. ZWEITE SZENE


Kluge.

KLUGE: Nun werd ich Mutter, Sonja und Beate,
Sie werden staunen, wenn der Bauch sich ründet,
Der Egon aus der Bank, der wird wohl Pate,
Doch Maik, der seine Pläne darauf gründet,
Versteht wohl mehr von Pfändern und Katastern
Als von den Frauen, die sich etwas trauen,
Der Tölpel meint, er hege späte Astern,
Und merkt nicht, wo die Märzenstrahlen lauern.
Sein Vater, dieser Prokuristenknochen,
Gab ihm die Wahnideen des Profunden,
Ich hätte doch schon lang mit ihm gebrochen,
Gäbs anderswo das Geld um zu gesunden.
Recht amüsant die kindischen Versuche,
Zu sorgen, daß ich dankbar und zufrieden,
Der Kehrreim hieß im väterlichen Buche
Familie, Glück und ewiglicher Frieden.
Doch gibts darin die böse Variable
Der Frau, die nicht mehr froh im goldnen Bunker,
Sie sucht sich allerorten das Passable,
Und wird nicht stiller unter Bernsteinklunker.
Das Kind gibt mir die Macht, ihn zu beerben,
Und nimmt die Not, den Schwätzer zu ertragen:
Wie konnte bloß die große Liebe sterben? –
So wird der Arme sich im Grame fragen.
Bestünd er nicht aus Konten nur und Zahlen,
So hätte er am ersten Tag begriffen,
Ich litt sein Werben immer unter Qualen
Und hätte gern viel früher drauf gepfiffen.
Des Weibs Verächter sehen das viel klarer,
Doch sie begräbt die Übermacht der Geilen,
Am Ende bleibt doch immer jenes wahrer,
Wo Bürgen sich nicht zieren, sondern eilen.
So ist der Mann noch stolz auf seine Knute,
Der Trieb macht ihn zum Kind und Weibersklaven,
Und merkt ers mal, so hält er sich zugute,
Daß Götter die Entscheidung für ihn trafen.
Mich lehrte meine Mutter mich zu tarnen,
Beharrlich sein und emsig sein im Spinnen,
Die Frauenkunst ist nicht nur das Umgarnen,
Sie ist auch Garn, die Freiheit zu gewinnen.