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Aus »Muttermord. Tragödie«.   Vers 67500 bis 67587

DRITTER AUFZUG. SECHSTE SZENE


Orhan, Gral, Elena.

GRAL: Sie haben jetzt Besuch, drum freundlich lächeln,
Sie folgen mir, verschränken Ihre Hände,
Nur nicht zu rasch, Sie sollten niemals hecheln,
Sie nehmen Platz am Tisch, dran ich Sie sende.

ORHAN: O Elena, ich weiß, nun muß es werden,
Ich nahe langsam ohne aufzufallen,
Es gibt so manche Tugenden auf Erden,
Beherrschung ist die nötigste von allen.

ELENA: Hallo, Sie wirken ja wie frisch gebadet,
Der Mensch braucht für das Leben etwas Hoffen,
Er weiß zwar nicht, ob das Erhoffte schadet,
Und hat Enttäuschung oft genug getroffen,
Gleichwohl, es ist wie Frühling, wo die Triebe
Nicht wissen, ob die Dürre sie verbrenne,
Und Hoffnung ist auch stets der Kern der Liebe,
Wie ich sie will und wie ich sie erkenne.

ORHAN: Ein gutes Wort, zur Hoffnung kommt der Glaube,
Sie haben mir den Herrn zurückgegeben.
Ich bete wieder, und dem Grale raube
Ich so ein Stück, er kann darin nicht weben.
Man glaubt es kaum. Er lernt zwar flink und tüchtig.
Doch alles Transzendente führt zu Pannen.
Er wird darob nicht etwa eifersüchtig,
Er achtet dies für Traum und schließt die Grannen.
So ist der Stecker nun vom Netz gefunden,
Es ist ganz leicht, den Wachmann auszuschalten,
Die Bibelverse tun Verständniswunden
Und nötigen, die Batterien zu halten.
Drum wollen wir auch hier wie einst bei Tische,
Herrn Jesus rufen, daß er sei zu Gaste,
Dann wird die Luft auch gleich die frühlingsfrische,
Und taub ist wieder gänzlich der Verhaßte.

ELENA: Ich muß den Optimismus etwas dämpfen,
Zwar ist es wichtig, daß der Geist gesunde,
Doch in der Welt, da bleibt uns viel zu kämpfen,
Und niemand weiß voraus die letzte Wunde.

ORHAN: Ich hatte mit dem Leben abgeschlossen,
Doch bin ich jetzt im Glauben auferstanden,
Werdn weitre Kübel Jauche ausgegossen,
So macht mich dies nun nimmermehr zuschanden.
Ich wandle auf des Herren Weg und falle
Nicht mehr herein auf Tricks der Ideologen,
Das macht den Ort entbehrlich fast im Alle,
Ich bin aus jedem Kerker ausgezogen.

ELENA: Wir haben nicht viel Zeit, darum zur Sache,
Wir sehn uns nächste Woche im Gerichte,
Jedoch die Frau, mit der ich all das mache,
Sie fällt bald um und so wird viel zunichte.
Drum müssen wir wohl schon in ein paar Tagen
Improvisiern, nicht lange Pläne machen,
Stehn alle Chancen schlecht für unsre Klagen,
So gibt es da gewiß auch andre Sachen.
Sie sollten meine Worte gut bedenken,
Gral ist hier nicht der einzige der Wächter,
Drum werd ich mir das Transparente schenken,
Denn stolz ist auf die Finte jeder Fechter.

ORHAN: O meinen Sie nicht, weil ich lob und bete,
Ich sei der Praxis ein verblaßter Schatten,
Ganz anders ich jetzt auf die Erde trete,
Mut ists was Leute großen Glaubens hatten.
Als Kind wars mir die herrlichste Geschichte,
Wie Ortnit sich ein Weib gewinnt beim Heiden,
Sie flohn und liebten in Theaterdichte,
Doch tragisch war das spätre Los der beiden.

ELENA: O ja, der Reiz der Mittelalter-Sagen,
Vielleicht war Politik dort auch so gräßlich,
Das Böse ist sehr stark in allen Lagen,
Doch niemals wars wie heute derart häßlich.
Ich glaub, Sie haben meinen Reim verstanden,
Den Tropfen Wermut will ich heut mir sparen,
Durch welche Lagen Helden je sich wanden,
Sie waren sich des Risikos im Klaren.

GRAL: Die Zeit ist um, der Abschied ist geboten,
Seid artig, dann kanns wiedermal so werden,
Wir zählen gut die Erbsen in den Schoten,
Doch manchmal gibts auch Himmelsglück auf Erden.

ELENA: Ich winke noch und bin schon auf der Treppe,
Die Worte sind mir kostbar die wir tauschen,
Wie anders ist das Los, das ich da schleppe,
Doch Sie Orhan hörn bald das Meeresrauschen.

ORHAN: Sie sind der Engel, den der Herr mir schickte,
Dies werde ich mein Lebtag nicht vergessen,
Das Aug, das gütig aus den Wolken blickte,
Hat wohl bedacht, was uns ist zugemessen.
Wer ihm vertraut, ist jeglichem verbunden,
Der auch beim Abendmahle eingeladen
Darum ist er der Heiler aller Wunden,
Und wer ihm folgt, der weiß nichts mehr von Schaden.
(Vorhang fällt.)