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Aus »Muttermord. Tragödie«. Vers 67588 bis 67660 DRITTER AUFZUG. SIEBENTE SZENE Elena, Schwamminger-Ast. ELENA: Wie steht es nun? SCHWAMMINGER-AST (heftig): Bescheiden, ja bescheiden. Termin beim Richter ist zwar nicht zu kippen, Doch bringt er nichts und wieder nichts uns beiden, Ehr drohn uns weitre hochriskante Klippen. Die Sache mit Frau Flip dort anzusprechen, Ist ohne alles Aber zu vermeiden, Ihr Schützling darf da nicht das Schweigen brechen, Sonst werde ich sofort von Ihnen scheiden. Im Kampfruf auf der Münchner Groß-Parade Gab sie den Wink, sie wisse meinen Namen, Auch schluckte sie den Köder nicht gerade, Das ganze rudert sichtlich aus dem Rahmen. Nun muß erst Gras auf diesem Flecken wachsen, Daß arglos werd der Feind und übermütig, Sonst brechen wir uns kurzenwegs die Hachsen, Sagn Sie’s dem Jungen, seien Sie so gütig. ELENA: Ich sah im Fernsehn das Geschrei der Lesben, Auf Ruhe ist da wirklich nicht zu hoffen, Die Zeit hilft nicht bei einem Nest der Wespen, Ein solches ruht nur, wenn es abgesoffen. SCHWAMMINGER-AST: Dann suchen Sie sich einen Bombenleger, Ich bin im Staatsdienst und beim Landgerichte, Vielleicht gefällt es einst dem Weltbeweger, Daß er die ganze Teufelsbrut vernichte. ELENA: Ich halte dies für einen schwachen Glauben, Der Christ verschränkt die Hände nicht im Schoße, Gott wird nicht an der Weltgeschichte schrauben, Denn uns obliegt das Niedre wie das Große. SCHWAMMINGER-AST: Sie treiben mich mit Worten in die Enge, Das hab ich nicht verdient und nicht von Ihnen, Daß Photographen-Blitzlicht mich versenge, Sprach ich kein Falsch und wollt der Kirche dienen. Die Demut lernt ich leblang beim Gerichte, Das Stillehalten ward mir stets geraten, Ich hab erfahrn, daß sogar Schwergewichte Zurückscheun vor prinzipienfesten Taten. Wenn sich sogar der Papst beim Thema windet, Die Bischöfe der Deutschen unentschlossen – Wo glauben Sie, daß einer Rückhalt findet, Der auf die Bibel baut ganz unverdrossen? Wir leben grad als museales Rändchen, Wir stehen wie Kaninchen vor der Schlange, Bei Kirchentagen halten wir das Händchen Und tun, als hielt die Kette noch sehr lange. Doch haben Fernsehn, Rundfunk, Meinungsmacher Schon längst kapiert, daß eine Front nicht drohe, Darum ist unser Dasein längst ein Lacher, Ein Tüpfchen Poesie für allzu Rohe. Sie halten mich für einen Pessimisten. Der Herr trug auf, zu Völkern hinzutragen Die frohe Botschaft, sei der Sinn des Christen, Doch dies geschah in weit entfernten Tagen. Heute gibt es keine Völker mehr, nur Fakten, Die kommunal, global, sozialverträglich Zu bannen sind, wir stehen vor dem nackten Sachzwang, der alles vor sich hertreibt täglich. Die Botschaft ist schon lang nicht mehr die frohe, Die Menschen wollen alles jetzt und hiesig, Es fehlt der Sinn für alles Lichte, Hohe, Man nennt es gerne schwammig oder diesig. Nicht anders geht es mit dem Sinn im Rechte, Wer Recht kriegt, hats, so denken heut die Leute, Da bleibt kein Raum für Palmenzweig-Geflechte, Auch wenn man sich das klar zu sagen scheute. ELENA: Wenn dies so ist und Ihr Beruf am Ende. Ihr Mann ist doch ein prächtiger Verdiener, Warum vollziehn Sie nicht private Wende Und werden der Familie erster Diener? SCHWAMMINGER-AST: Ich denk es oft und werds vielleicht auch machen. Doch bittesehr, vergessen S’ nicht zu schweigen, Ich hab schon sonst recht wenig hier zu lachen, Nun möcht ich nicht noch solche Blößen zeigen. |