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Aus »Anna Luise. Trauerspiel«. Vers 63537 bis 63568 DRITTER AUFZUG. ZWEITE SZENE Anna Luise, Artz. Jenny tritt auf. JENNY: Hallo, ich möcht noch mal die Fürstin schauen, Mein Visum ist nun endlich eingetroffen, Ich danke sehr für Güte und Vertrauen Und will auf solches in der Heimat hoffen. Seit Deutschland ist ein Schuttplatz von Ruinen, Zieht es mich mächtig nach den Wikingfjorden, Verzweifelt sind, die stolz und tüchtig schienen, Nun will ich zu den Freieren im Norden. ANNA LUISE: Mir wär es lieber, wärt ihr noch zusammen, Zwar Malve ist ein Schatz, ich mag sie leiden, Doch in der Welt, draus meine Werte stammen, Wars Gott ein Greul, wenn Eheleut sich scheiden. JENNY: Wo so viel bricht, ists vielleicht nachzusehen, Daß auch ein Bund, wie unsrer, sich entflechtet, Es macht mir Schmerz, wenns euch nicht zu verstehen Gelingt und ihr mit dieser Trennung rechtet. ANNA LUISE: Nun gut, ich weiß, daß heute nicht nur Maler, Theaterleut und Spieler, Spekulanten, Die Ringe schmelzen ein zum goldnen Taler Und teilen, was da kam von den Verwandten. Es ist nicht jedem hehr, dem Hergebrachten Zu opfern die Verheißung neuen Glückes, Da mahn ich, nicht die Treuen zu verachten, Und wünsche mir den Autor eines Stückes, Das zeigt, daß jene, die da widerstehen, Nicht Toren sind, die falschem Dünkel frönen. Wir wollen, wenn wir diesen Kreuzweg gehen, Daß wir am Ende alle uns versöhnen. ARTZ: Ja, Jenny, dankbar denk ich an die Jahre, Bedacht ist alles und auch ausgesprochen, Nach Haus zu Lachs und Kabeljau nun fahre, Dein Reiz ist jung und scheint mir ungebrochen. |