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Aus »Erex saga. Parabel«.   Vers 61628 bis 61711

ERSTER AUFZUG. VIERTE SZENE


Iders tritt auf.

IDERS: Ich such den Hof Karadigan, ihr Jäger.
Weist mir den Weg, ich bitt euch, nach dem Throne.
Ein Herold in der Schlacht bewegt sich träger
Als ich, der ich in Wind und Wetter wohne.

PELLEAS: Gott führte auf den guten Weg, der Recke,
Den jeder Ritter preist, ist hier zugegen,
Denn unser Herr mißt aller Sehnsucht Strecke,
Und wer ihn trifft, der danke für den Segen.

IDERS: Ich dank euch, doch der Königin zu fronen,
Bin ich gesandt, drum sagt mir ohne Säumen,
Welch Weg soll mir und meinem Pferde lohnen
Zu ihr, von der die Schmerzgeplagten träumen.

PELLEAS: Sie ebenso, ihr müßt vom langen Reiten
Ganz blind sein, ihren Glanz zu übersehen,
Gibts weise Fraun auch in verschiednen Zeiten,
Wirst du doch nie vor einer weisern stehen.

IDERS (tritt zu Guinevere):
Herr Erec, dessen Gnad mein Leben eigen,
Befiehlt mir, ganz in euerm Dienst zu fronen,
Ihr mögt mir Haus und meine Pflichten zeigen
Und einzig euer Wohl soll mich belohnen.

GUINEVERE: Ist es verpönt, den Boten schlechter Dinge
Zu strafen, ist es wohl erlaubt, dem zweiten,
Der uns von Sieg und Glück die Nachricht bringe,
Ein Gran davon als Finderlohn zu breiten.
Ich bin in dieser Stunde so beschenket,
Daß ich euch heiße, euch zum Fest zu kleiden,
Wenn ihr verwirrt die Königin euch denket,
Bin ich bereit, dies ohne Klag zu leiden.

ARTUS: Gefällts der Queen, vor Freude zu erblinden,
Daß sie dem Feind vergibt mit Christi Milde,
So müßt ihr freilich euren Zwergen schinden,
Der wie ein Schmutzfleck klebt an eurem Schilde.

IDERS: Dies ist geschehn, und kann es nicht genügen,
Erlaubt dem Herrn, die Schmerzen auszuhalten,
Denn meine Hoffart wußte es zu fügen,
Daß meine Diener übelsittig walten.

ARTUS: Sodann, wenn diese Sache ist bereinigt,
Erzählt uns von dem Strauß, der euch gedungen,
Euch wird im Land viel Tapferkeit bescheinigt,
Drum sagt, wie kams, daß Erec euch bezwungen.

IDERS: Der Stolz hat mich mit Übermut geschlagen,
Ich höhnte dreist, ich gäbe kein Erbarmen,
Mein Gegner mußte nicht nach Wegen fragen,
Wie er den Leib behalt als einen warmen.
Wenn aber einer so, die Wand im Rücken,
Im Felde steht, nicht weichen kann und wimmern,
Wird Gott das Schwert mit Überkräften schmücken,
Aus einem Holzscheit einen Rammbock zimmern.
Und doch, geschah mein Freveln aus der Minne,
Mein Lieb, da galt mir Hölle nichts und Himmel,
Ihr zu gefallen, ließ ich Sinn und Sinne,
Umflochten wie der Rotfußpilz im Schimmel.

GUINEVERE: Ich kann die Schönheit dieser Maid versichern,
Ich sah sie, was der Anlaß ward zum Kampfe,
Nicht selten kommts, daß meine Damen kichern,
Hier schwiegen sie, als tönte Sängers Klampfe.

ARTUS: Ich muß das Mädchen unverzüglich schauen,
Den Preis zu küren, ward mir aufgebürdet,
Drum Königin dem Blick, dem höchst genauen,
Wärs gut, wenn ihr die Freundin fordern würdet.

IDERS: Herr König, dies ist unnütz, weil entschieden
Hat doch der Sperberkampf, weß Dame lichter,
Steigt Gottes Geist im Schwerterklang hernieden,
Brauchts keinen zweiten königlichen Richter.
Drum schaut das Kind, zu dessen Preisgesange
Hieb Erec Tag und Stunde mir die Kräfte,
Ich weigerte mich dies zu glauben lange,
Doch steter Stoß zerbricht die Lanzenschäfte.

GUINEVERE: Ja in der Tat, wo bleibt der, den ihr kündigt?
Hat er den Weg nach Hause nicht gefunden?
Ists möglich, daß er wider mich gesündigt
Und ausbleibt, wo die Not schon überwunden?

IDERS: Dem Vater seiner holden Braut zu Ehren,
Bleibt er noch eine Nacht in dessen Klause,
Bedenkt, die Tränen sind nicht leicht zu wehren,
Weicht ihm die einzge Tochter aus dem Hause.
(Es wird mählich dunkel.)

ARTUS: So laßt uns in der Au das Lager schichten,
Der neue Tag wird Erec froh begrüßen,
Sein Nahn wird unserm Aug sofort berichten,
Was er gewann am Wonnigen und Süßen.
Es läßt sich viel vermuten und ersinnen
Im Dämmer, wo die Weisheit Wahn verfärbte,
Doch wie vom Tag das beste das Beginnen,
Den Thron der Nacht auch stets der Morgen erbte.
(Alle ab. Es wird dunkel und dann wieder hell.)