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Aus »Erex saga. Parabel«.   Vers 61556 bis 61627

ERSTER AUFZUG. DRITTE SZENE


Artus und Iwein treten auf.

IWEIN: Gelobt sei Gott. Daß ich mit froher Kunde
Die Herrin darf beglücken, macht mich heiter.
Nicht länger sollt ihr warten eine Stunde,
Denn ausgejagt der letzte hat der Streiter.
Der König, Ruhm der Ritterschaft, den preisen
Noch Zeiten werden, die uns ganz verschieden,
Der nicht nur Heer und Land und Hof zu weisen
Vermag, hat sich zu neuer Ehr beschieden.
Die Tafelrunde, jagdlich wohl erfahren,
Brach auf und jedem diente Gott zum Glücke.
Jedoch so groß auch ihre Taten waren,
Zum Preis des Siegers klaffte eine Lücke.
Kein Hirschgeweih war so das kapitale
Wie jenes, das die Knappen nun betrachten,
So etwas sieht der Mensch nur seltne Male,
Selbst wenn ihn stark und flink die Gaben machten.
Hört, Artus, der den Preis der Jagd errungen,
Hat nichts geschont, sich selbst zu überragen,
Drum werde ihm ein neues Lied gesungen,
Dem Ausharrn, dem Entscheiden und dem Wagen.

GUINEVERE: Dies macht mich froh und scheint ein gutes Zeichen
Für alles was noch frei und unentschieden,
Mög alles Dunkel von dem Lande weichen,
Auf daß das Glück beständig sei im Frieden.

ARTUS: Hier üblich ist, der Sieger von den Maiden
Die schönste küßt, ich hoff, die alte Sitte
Wird euch am Fest die Freude nicht verleiden,
Denn Schmerz ist mir, was euer Wohl bestritte.

GUINEVERE: Die Treue, die ihr jahrelang bewiesen,
Vertrüg sich nicht mit eitlem Spielverderben.
Wie sollte sich in Eigenhuld vermiesen,
Was Adel sich verschafft in seinem Werden?
Nicht jene, die der Ehrn und Würden meiste
Auf sich vereint, soll eure Wahl beglücken,
Die Unschuld, die von Eitelkeiten freiste,
Sollt ihr ins Licht des ganzen Hofstaats rücken.
Ihr wäret in der Sache gut beraten,
Vertrautet ihr dem Blick, der Frauen eigen,
Denn schaut ihr unbestechlich auch bei Taten,
Will ich mich hier als beßrer Richter zeigen.
Nicht alles, was dem Aug gefällt und leuchtet,
Ist auch ein Bronnen, der von reinem Grunde,
Drum hört, eh ihr die Lippen euch befeuchtet,
Die tiefre Weisheit an aus meinem Munde.

ARTUS: Die Rede zeigte Weisheit zur Genüge,
Wüßt ich nicht lang, daß euer Rat der beste,
Drum sparet nicht mit Reife und mit Rüge,
Daß wir uns alle freun an diesem Feste.

GUINEVERE: Ich sorge mich um Erec, meinen Ritter,
Drum bitte ich um Aufschub von zwei Tagen,
Sein Schicksal ist im Aug mir arger Splitter,
Nach seinem Streit laßt mich zur Sache sagen.

ARTUS: Was streitet er, der euerm Schutz befohlen,
Mit scheint der Junge völlig pflichtvergessen.
Warum hat man mir den Verrat verhohlen,
Der mir verleidet Jagd wie Trank und Essen?

GUINEVERE: Verzeihet, daß die übergroße Tücke
Mich hinderte, des Rats von euch zu harren,
Nicht rief den Held die Sucht nach großem Glücke,
Ich sah sein Aug in größten Schmerzen starren.
Ein Zwerg, bedenkt o König, nicht ein Gleicher
Hat ihn erniedrigt, wüst und heidenartig,
Der Schlag von einem Waschweib wäre weicher,
Denn sein Gesicht war grindig wund und schartig.
Ich sah es selbst und alle meine Damen
Beschämte dies, daß ich den Wunsch nach Rache
Gewährte, denn an seinem edlen Namen
Klebt Schmutz, und Blut allein wäscht diese Sache.

ARTUS: Ists so, so hab der Edle meinen Segen,
Gut soll sich ihm der Waffengang entscheiden,
Der Herr der Himmel mög das Los bewegen,
Daß ihn als Sieger alle hier beneiden.