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Aus »Erex saga. Parabel«.   Vers 62137 bis 62213

ZWEITER AUFZUG. SECHSTE SZENE


Erec, Enite, Iders.

IDERS: Gelobt sein Gott und alle Heldentaten,
Nur selten in den Jahren sah ich solche,
Durch Blut seh ich den stolzen Kämpen waten,
Im Loche liegen fünf erschlagne Strolche.

EREC: Ich grüß den Sohn der Niut, freund geworden
Dem Hofe Artus, alle Königinnen
Verneigen sich vor unsrer, deren Orden
Uns jede Tat läßt enden und beginnen.

IDERS: Ja, in der Tat, mit allem Waffenruhme
Möcht ich der Herrin zeugen, die mir Leuchte,
Doch steh ich auch in ihrem Eigentume,
Für einen Wunsch ich eure Gnade bräuchte.
Mein Mädchen, das sich härmt, seit ich geschlagen,
Die Herrin meint, ihr müßtet es verstatten,
Ich möcht es über meine Schwelle tragen,
Das Glück zu krönen mir im Stand des Gatten.

EREC: Dies ist gewährt, verzeiht, daß ich im Lärme
Des ersten Aufzugs solches übergangen,
Es darf nicht sein, daß sich die Schöne härme,
Und Schwermut auszehrt rosenrote Wangen.
Grüßt sie noch heut mit farbenfrohen Blüten,
Daß sie sich selbst erkenn in einem Spiegel,
Denn Punier, Perser, Kolcher oder Skythen
Bemühn die Pflanzenpracht als Minnesiegel.

IDERS: Ich fahr zu Artus nach dem großen Feste,
Mabonagrin, der pergamentne Glimmer,
Lud ein den Hof und er beschert das Beste,
Die Bibliothek des Je und aller Immer.

EREC: Das Mädchen soll die schönste Blüte haben,
Den Lotos, den ich morgens sah im Weiher,
Nach ihm für euch ich sende meinen Knaben,
Ihr werdet schaun den Vorgeschmack der Feier.
(zu Enite):
Steigt auf den Erlenstamm, der weit ins Wasser
Sich legt, und streckt euch tüchtig, zu erreichen
Die Blüte, die ein wahrer Farbenprasser,
Sie wird gefordert als ein Liebeszeichen.

ENITE: Ich eile, das Begehrte zu erringen,
Doch ich bekenn, ich nicht vermag zu schwimmen,
Verzaubern mich des Blustes feste Schlingen,
Vergeßt nicht, eine Messe zu bestimmen.

EREC: Dies ist nicht not, wenn Vorsicht euch geleitet,
Bedenkt, der Stamm ist oftmals glatt von Fäule,
Mit dem, was uns der Nixenschwarm bereitet,
Hat keiner Müh, der zähmen kann die Gäule.
(Enite ab. Dann hört man sie ins Wasser stürzen.)
O schreck, der Tor hat seinen Part vermasselt,
Das kommt davon, wenn andern gräbt man Gruben,
Eh mir der Krieg des Abenteuers rasselt,
Vertu ich meine Tage mit dem Buben.
(stürzt davon.)

IDERS: Wohin ich komm, gibts Wirrnis und Versagen.
Was hielt mich ab, die Minne zu verhehlen?
Der ganze Hofstaat wartet schon seit Tagen,
Unmöglich freilich ists, sich fortzustehlen.

EREC (trägt Enite, die tot wirkt):
Wir müssen ihn zum Leben neu erwecken,
Das Schlingzeug war so dicht und ließ ihn saufen.
Schick nie nach einer Blume einen Gecken!
Ich könnte mir den Bart zusammenraufen!
(Er massiert die Brust und drückt Wasser aus der Lunge.
Dabei öffnet er das Hemd und erschrickt.)

O nein! Es ist nicht wahr, ganz ausgeschlossen!
Was grüßen mich für Knospen steil und lieblich?
Was für ein Trug verschrieb mich dem Genossen,
Wo Mann und Frau doch gänzlich unterschiedlich?
O weh! ich bin genarrt, beschimpft, verspottet,
Ich pöbelte mit einer Amazone.
Nie ist ein Ritter so im Sumpf getrottet,
Und fand die Ehr als eine gelbe Bohne.

ENITE (hustet, beschaut sich und rafft das Hemd):
Nun also ist verfehlt nicht nur die Ernte
Aus dem Morast, ich bin entlarvt, entsiegelt,
Die Taufe Vorwand und Vertrag entfernte,
Weil Weihers Glätte Himmelswissen spiegelt.

EREC: Wie hehr, wie hold, beliebt es euch zu flöten!
Betrügerin, nun schweigt bei Todesstrafe,
Der Herr der Tafel soll die Hexe töten,
Ich geh zu ihm, bevor ich wieder schlafe.
Drum Iders zeigt mir, wo es geht zum Schlosse
Mabonagrins, wir wollen gehn und klagen,
Daß Unheil aus dem Minnespiel mir sprosse,
Ich wußte es, doch nun gehts an den Kragen.