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Aus »Erex saga. Parabel«.   Vers 62081 bis 62136

ZWEITER AUFZUG. FÜNFTE SZENE


Erec, Enite, Räuberhauptmann, drei Räuber.

HAUPTMANN: Nun zeigt mir euer Gold, daß ich erkenne,
Ob mehr zu hoffen, daß man euch erlöse,
Und gibts kein Gold, so gilt für Hahn und Henne,
Die Raben werden preisen das Gekröse.

ENITE: All unser Gold nahm schon des Wächters Klaue,
Und blieb kein Gran, wo wir doch reichlich hatten.

ERSTER RÄUBER:
Er lügt! Auf daß ich dich zu Boden haue,
Glaubt, Herr, von diesen Lügen keinen Schatten!

HAUPTMANN: Ich werde Helle in den Nebel bringen,
Und was geschehn ist, soll zur Sprache kommen,
Drum sag mir Knappe nun vor allen Dingen:
Wo ist das Gold jetzt, das euch abgenommen.

ENITE: Im Wamse hats der Wächter heimlich stecken
Und er verbot bei Todstraf, dies zu sagen.

ERSTER RÄUBER:
Sprich nie mit dem Gewürm, sie sind wie Zecken,
Am besten wärs, sie wortlos zu erschlagen.

HAUPTMANN (zum zweiten Räuber):
Prüf er das Wams von seinem treuen Bruder!

ZWEITER RÄUBER (durchsucht ihn):
Jawohl, ich greife tief in seine Taschen.
Ich fasse Gold! Gestohlen hats das Luder!
Er suchte ganz allein den Fang zu haschen.
Schaut Hauptmann her! Wir alle sind bestohlen!
Viel Gold! Es blinkt und leuchtet in der Sonne.
Ganz feine Herrn, gewißlich viel zu holen,
Doch er vermieste uns die ganze Wonne.

ERSTER (faßt sein Schwert fest):
Ich hab das Gold noch niemals angehoben,
Ich sah es nie und würde dies nicht wagen.
Die Tücke hats mir trickreich unterschoben,
Um uns im Zwist zu schwächen und zu schlagen.
Mein Schwert bezeug im Kampfe meine Worte,
Von Raub und Mord ist randvoll mein Register,
Jedoch ich schwör euch bei der Höllenpforte,
Hier bin ein Opfer ich dem Überlister.

HAUPTMANN: Ich halt dagegen, du gemeiner Hetzer,
Am Golde stets erkenn ich den Verräter,
Zur Hölle fahr, ich brauche keine Schwätzer,
Wer dich betrog, das kannst du klagen später.
(Er dringt auf den ersten Räuber ein. Das Gefecht zieht sich hin und kommt der Bärengrube immer näher, bis beide mit einem Schrei einbrechen. Die anderen lassen die Gefangenen und laufen zur Grube. Erec holt seine Waffen aus dem Graben und greift die Räuber an.)

EREC: Jetzt wird die Rechnung abzuglos beglichen.
Wer da von hinten stark, der seh von vorne,
Daß besser er, als Zeit noch war, entwichen,
Auch ists zu spät, daß ihm die Haut verhorne.
Denn jetzt ist nah der Rächer aller Frevel,
Und ewge Pein wird diese Straf vollenden,
Ich riech um eure Füße schon den Schwefel,
Ihr werdet keine Reisenden mehr schänden.
(Die Räuber weichen vor den Schwerthieben zurück und stürzen schließlich in die Grube. Erec steckt sein Schwert in die Scheide.)
Die Grube schafft mir viel Verdruß, ich hätte
So gerne eure Schädel durchgespalten.
Nun aber gibts kein Mittel, daß euch rette
Und also mag die Hölle euch behalten.

ENITE: O nein, wir müssen in den Abgrund steigen,
Nicht einzusehn ist, daß das Gold verbleibe
Im Dunkel, soll sichs doch der Sonne zeigen.
Der Hauptmann trägts an seinem toten Leibe.

EREC: Zu recht gemahnt ihr mich ans rechte Sparen,
Der Einsatz soll zurück zu dem Proviante,
Die Räuber sind zur Hölle fortgefahren,
Jedoch das Goldstück wartet auf Verwandte.