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Aus »Erex saga. Parabel«.   Vers 62029 bis 62080

ZWEITER AUFZUG. VIERTE SZENE


Erec, Enite, drei Räuber.

ERSTER RÄUBER (springt vom Baum):
Laß fallen Schwert und alle Wehr und lege
Dich nieder, daß ich meine Beute habe,
Weil ich dich sonst wie einen Grashalm fege,
Wer Geier liebt, verlangt nicht nach dem Grabe.

EREC: Verfluchte Laus, ich spieß dich auf den Finger,
Mein Schwert ist viel zu edel für Insekten,
Und auch für euch bin ich der Todesbringer,
Die feige sich im Dickicht noch versteckten.
(Sie fechten.)

ZWEITER RÄUBER (bedroht Erec von hinten):
Gib auf, du Großmaul, allzu viele stehen
Gewappnet hier und werden dich zertreten,
Machst Anstalt du, ein Stückchen vorzugehen,
Zu schwatzen, was uns gänzlich ungebeten.

DRITTER (das Schwert auf Enite):
Auch du wag nicht, dich etwa einzumischen,
Wir holen jetzt den Hauptmann, der entscheidet,
Und eh du mir versuchst, rasch zu entwischen,
Denk an den Vogel, der sich an dir weidet.
(zum ersten Räuber):
Bewach die zwei, die Waffen in den Graben
Werf ich, bis später sie die Knechte holen,
Und eh wir den Befehl vom Hauptmann haben,
Wird nichts genommen oder fortgestohlen.
(Zweiter und dritter Räuber ab.)

ENITE (nach einer Weile):
Den besten Mann läßt man alleine wachen,
Doch gute Arbeit selten wird vergolten,
Nur darauf, seinen Eindruck gut zu machen,
Kommt alles an, sonst wird man nur gescholten.

ERSTER RÄUBER:
Schweig der Gefangne, denn ansonsten dürfen
Die Würmer künftig seinem Säuseln lauschen.
Doch nein, du sollst ein bißchen Wasser schlürfen.
Was rietest du, die Rolle zu vertauschen?

ENITE (trinkt):
Nun, wenn der Herr kommt, ist der Schmutz am Rocke
Unvorteilhaft, drum rat ich dir zur Bürste,
Schmutz aber ist oft ärgster Grund zum Schocke,
Die Schmutzigen hält man für arme Würste.

ERSTER RÄUBER:
Ich hab nicht solches Trumm und bin beschäftigt,
Denn schließlich muß ich auf den Frechen achten.

ENITE: Ich seh den Wunsch nach Reinlichkeit bekräftigt,
Der Schmutz läßt uns die eigne Grube schachten.
Die Müh, das Wams zu bürsten und zu richten,
Verseh ich gern, und bin geschickt und fleißig,
Ihr solltet auf den Frondienst nicht verzichten,
Der Reinlichkeit singt auch im Wald der Zeisig.

ERSTER RÄUBER:
Nun gut, doch keine Tricks, ich hab die Klinge
In fester Hand und stets bereit zum Schwunge,
Und wer da meint, daß er am schönsten singe,
Hat unversehns das Eisen in der Lunge.

ENITE: O nein, ich werd euch nur ein bißchen hellen,
Vielleicht sagt ihr ein Wort für mich beim Herren.
Ich bin nicht blöd, mich wider euch zu stellen
Und später dies bereuend rumzuplärren.
(Sie bürstet das Wams und läßt dabei Goldstücke in seine Tasche plumpsen.)
Nun endlich seid der schönste ihr im Haine,
Der Herr wirds merken und euch rasch erhöhen,
Ein bißchen Müh bringt großes Ding ins reine,
Dagegen Schmutz schafft immer Furcht vor Flöhen.