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Aus »Erex saga. Parabel«.   Vers 61977 bis 62028

ZWEITER AUFZUG. DRITTE SZENE


Erec, Enite.

EREC: Das war sehr knapp. Was tatet ihr am Weiher?
Und ist hier Gold, wie ihr so laut gerufen?

ENITE: Der Räuber folgte eselbrav der Leier,
Die Nöte warns, die auch die List uns schufen.

EREC: Wie wußtet ihr von diesem Hexenkessel,
Der tief, auch einen König zu bezwingen?

ENITE: Mein Ritter starb in dieser bösen Fessel,
Erbarmungslos sind doch des Schicksals Schlingen.
Nun bin ich Knappe ohne Dienst und Wappen,
Will nicht ein andrer Ritter mich bestallen,
So schwing ich mich in Schwermut auf den Rappen,
Um auf der Stell dem Herren nachzufallen.
Doch grad als ich die schwere Sünd bedachte,
Seh ich eur Leid am Stricke des Halunken,
Darum ich wieder scharf die Falle machte,
Damit sie euerm Glück ein Hoffnungsfunken.

EREC: Wenn euer Ritter also ist gestorben,
War euer Dienst zuletzt recht wenig nütze,
Drum schwant Verdacht, daß gleicherart verdorben
Ich werde, wenn ich schlechte Diener schütze.

ENITE: Schuldfrei der Knappe, der nach Gartennelken
Ins Dorf ging für des Ritters heiße Minne,
Wo die allein und ungereicht verwelken,
Ich nun als Lohn den Mordverdacht gewinne.

EREC: Dacht ich es mir, allein die Lust der Frauen,
Ist schuld am Tod und am Verlust der Ehre,
Drum Frauenwünschen immer zu mißtrauen,
Ich hiermit euch zu allererst belehre.

ENITE: Ich weiß von Frauen nichts und ich besorge,
Nur was mein Ritter mir benennt als Pflichten,
Ob er sich damit Heil und Segen borge,
Steht mir nicht an, zu klagen und zu richten.
Bevor wir aber weiter dies vertiefen,
So rat ich, daß der Magen erst sich fülle,
Des meinen Miene zeigt sich so im Schiefen,
Als ob der Wind ein Pergament zerknülle.
Ich fing beim Hergehn wohlgenährte Barsche,
Ein kleines Feuer soll mir rasch gedeihen,
Wenn ich entfern das Sperrige und Harsche,
Sagt ihr gewiß, daß sie vorzüglich seien.

EREC: Wohlan, wir lagern, denn für das Profane
Ist so ein Knappe sinnvoll zu belasten,
Bin ich auch stolz, so huld ich nicht dem Wahne,
Der Mut erlaubte ungebrochnes Fasten.
(Setzt sich nieder und beginnt zu essen.)

ENITE (nach einer Weile):
Nehmt euer Schwert, es nahen weitre Schelme,
Der ganze Wald ist voll von dem Gesindel,
Ich sorge, daß das Loch sich neu behelme
Und unserm Feinde gute Wege schwindel.

EREC: Dies ist nicht not, weil ich sogleich erschlage,
Den Friedensstörer, der bei Tag sich tummelt,
Nur Röcheln will ich hörn und keine Klage,
Und dieses Mal wird nicht dabei geschummelt.