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Aus »Erex saga. Parabel«.   Vers 61909 bis 61976

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Enite, als Knappe verkleidet.

ENITE: Nun ist er fort. Das Tuscheln oder Starren,
Dies hält kein Stein aus und auch keine Säule,
Ein jeder Blick bewies, daß man für Narren
Uns hielt und unsre Burg für blanke Fäule.
Vielleicht ists Neid, vielleicht ists recht zu sagen,
Daß wir den Spaß gewaltig übertrieben,
Doch endet nicht die Eh das keusche Zagen?
Und ist es nicht Gebot, sich eng zu lieben?
Es sei wies sei, er nahm ganz leis die Waffen
Und stahl sich nachts von seiner Burg zur Heide,
Die Spur war mir nicht einfach zu verschaffen,
Doch eh ich ganz in Sorg und Trübsal scheide,
Gelangs mir für die Täuschung mich zu kleiden,
Ein Pferd zu finden, das mir ungefährlich,
Ich sah ihn grübeln an den Trauerweiden,
Nun gilts Beweis, daß ich ganz unentbehrlich.
Er ist Gesellschaft kaum recht aufgeschlossen
Und weiß auch nicht, wohin er reiten sollte,
Noch sieht man, daß mir Tränenströme flossen,
Daß er so wortlos floh und böse grollte.
So kann ich ihm begegnen nicht und fragen,
Er würde die Verstellung rasch bemerken,
Drum muß ich Dank zu der Entfernung sagen,
Die achten läßt, wie er bei seinen Werken.
Grad tut er wenig, rauft den Bart und tätschelt
Die Bäume, deren Festheit ihm entgangen,
Er hält sich wohl für feige und verhätschelt
Und darf mich so gewißlich nicht empfangen.
Mir gehts kaum anders und ich stapf im Grase
Zwar leise, doch ich acht kein Vogelsingen,
Nicht weiß ich, welchem Jäger ich der Hase,
Und wags auch nicht, zur Tat mich durchzuringen.
Da sieh! Jetzt wär ich fast recht tief gefallen.
Mir scheint, hier eine Bärengrube lauert.
Man sieht sie nicht, und ein Verhängnis allen
Ist dieses Loch, gegraben und gemauert.
Eh ich ihr ausweich, sieh, der holde Gatte,
Am Weiher wirft er Steine in die Brühe,
Nun wellt und kräuselt wachsend sich das Glatte,
Zu ihm zu gehn, ists ganz gewiß zu frühe.
Doch da! Ein Räuber tritt mit seinem Schwerte
An ihn heran, und schon ist nichts zu machen:
Entwaffnet und gefangen der Begehrte,
Ein König, der am Stricke folgt dem Drachen!
Was soll ich tun? Wohin wird er ihn führen?
Gewiß in seine Höhle, gräßlich finster.
O Herrgott hilf! Jed Lob soll dir gebühren!
Die Erle schweigt und ebenso der Ginster.
Ich muß doch etwas tun, und also rufe
Ich laut, sehr laut: Ich hab das Gold gefunden!
Und sieh, der Räuber lenkt schon seine Hufe
Dorthin – ich hab die Augen ihm verbunden.
Das Gold! Es ist viel mehr als wir uns dachten,
Die Heiden müssen es vergraben haben,
Hol Knechte her, die Beute auszuschlachten!
Ich hör den Räuber immer schneller traben.
Gleich ist er hier, im Goldrausch blind geworden,
Er merkt nicht, was ihm droht zu seinem Wehe.
Der Sturz mit Pferd wird den Bedränger morden,
Nun hoff ich, daß dem Gatten nichts geschehe.
Er hängt an einem Seil und wehrt sich reichlich,
O Gott gib Halt bei diesem straffen Zuge,
Nun naht sich die Entscheidung unausweichlich.
Nur wenig Trab entfernt ihn noch vom Truge.
Und da! Es kracht! Der Reiter stürzt ins Dunkel.
Ich eile, den Gefesselten zu lösen,
Ein scharfer Schnitt entfernt uns das Furunkel,
Und leichter geht sichs losgelöst vom Bösen.