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Aus »Der arme Heinrich. Miraculum«. Vers 61138 bis 61255 DRITTER AUFZUG. SECHSTE SZENE Heinrich, Margarete, Albrecht, Burkhard, Priester, Martha. BURKHARD (stürzt auf Heinrich zu): Mein Sohn, der Fluch, der Aussatz ist verloschen, So stark und ritterlich dich noch zu schauen, Ist größte Gnade dem, der ausgedroschen Die Tage wähnte und sich wand im Grauen. Ich wähnte dieses Stück recht überflüssig, Denn vieler Augen nicht bedarf die Bahre, Ich glaubte nicht, des Lebens überdrüssig, Daß mir der Herr noch Großes offenbare. Nicht kleinster Mißklang pöne dein Betragen, Denn Gottes Wahl ist dem Geschlecht der Retter, Dies läßt mich tiefe Überzeugung sagen Und nicht die Referenz an Bühnenbretter. Doch nun mein Bruder, was ich hab erfahren, Es sei erst nach der Trauung ausgesprochen, Ich hab geirrt und schon in jungen Jahren, Es reut mich, daß ich solches hab verbrochen. Du hieltest stand, du trugst die bösen Worte, Und dies beweist das edelste im Stamme, So ungewöhnlich wie die Wahl der Orte Soll sein die Narbenfreiheit dieser Schramme. ALBRECHT (Glocken klingen, er umarmt Burkhard): Ich danke Gott, daß er ein langes Leben Gab dir und mir, um endlich zu versöhnen Die Irrenden, wo dichte Nebel schweben, Am Tage, wo die Hochzeitsglocken tönen. PRIESTER (schwingt den Weihrauchkessel): Das Brautamt fordert beider Wort, das klare, Die Zeugen mögen jeden Einwand zeigen, Wer Christum liebt, erklär sich dem Altare, Um dann für immer wie ein Grab zu schweigen. Ich höre keinen Einspruch also frage Ich Margarete vor des Heilands Bluten, Willst du den Heinrich frein für alle Tage Und folgen ihm im Argen und im Guten? MAGARETE (fest und laut): Ich will es bis die Engel mich entführen. PRIESTER: Und also frag ich Heinrich bei den Wunden Des Heilands, ob er Margareten küren Zur Gattin mag für alle Lebensstunden? HEINRICH: Ich will es und in keiner Stunde zagen. PRIESTER: So knieet nieder an der Lebensschwelle. Ich will euch aus der frohen Botschaft sagen, Daß eurem Bunde werd des Heilands Helle. Im heilgen Evangelium des Johannes Gebietet Liebe, wie er selbst sie spendet, Der Herr, so sei des Weibes wie des Mannes Das Leben um der Liebe willn geendet. Er nennt euch seine Freunde, nicht mehr Knechte, Weil er vom Vater alles hat gekündet, Weil er euch hat erwählt in seinem Rechte, Daß euer Aufbruch auch in Früchten mündet. Wenn ihr euch liebt und also streckt die Hände, Wird euch um ihn der Vater alles geben, Und findet eure Liebe nie ein Ende, So wird sie euch in seine Nähe heben. An seiner Statt erklär ich allen Wesen, Ihr geht als Mann und Weib in dieser Stunde, Von Vater, Sohn und Heilgem Geist erlesen, Die Kirche ist mit euerm Pfad im Bunde. Ich spende euch den unumschränkten Segen Der Dreifalt, die vor allem Menschensinnen, Er möge sich auf viele Häupter senken, Ein Großgeschlecht soll mit dem Tag beginnen. ALBRECHT: Ich reiche den Vermählten nun die Ringe, Die ich schon lange für den Tag bewahrte, Im Nam des Herrn das Herrlichste gelinge, So wie es uns der Heiland offenbarte. HEINRICH (zu Margarete): So reich ich dir, mein Augenlicht, im Golde Den Reif, daß er mit seinem Sonnenschimmer Dir sage, daß ich denk und träum die Holde Von wannen ich auch geh und wie auch immer. MARGARETE: So bind ich auch mit Güldenem den Finger, Der mich so lieb gefaßt und meinem Wege Der Weiser sei, und danke dem Beringer, Daß ich gefaßt ins wonnigste Gehege. ALBRECHT: Nicht länger sollte das Bekenntnis fehlen, Um dessen Tag ich schon seit Jahren bete, Ich will nun länger nicht dem Volk verhehlen, Daß ich dein Vater, liebste Margarete. Ich grollte meinen Eltern, die vermählen Mich wollten nach dem eigenen Ermessen, Jedoch für mich war gar nichts mehr zu wählen, Denn eine Liebe hat mein Herz besessen. Sie stammte ab von hart bekämpften Grafen, Ich hatte keine Hoffnung auf Verzeihen, Doch ich vermocht es nicht, mein Herz zu strafen, Ich trotzte gar mit heimlichem Gedeihen. Aus diesem Bunde bist hervorgangen Du Grete, als wir frech bei Marthen schliefen, Der Sensenmann griff ihre roten Wangen, Als deine Schreie nach den Brüsten riefen. Ich danke Marthen, daß sie dich gezogen Mit dem Geheimnis, das mir allzu teuer, Ich wollte dein Erwachen unverbogen, Die Gattenwahl allein aus innrem Feuer. Es tat der Herr, daß ich dich seh und herze Und das Geheime breiten kann ins Helle, Nun Martha zünd der Mutter eine Kerze, Denn sie verstarb genau an dieser Stelle. (umarmt Margarete. Martha zündet eine Kerze an.) BURKHARD: Der Herr hat unsre Düsternis gelichtet, Der Priester hat, nicht achtend die Gebrechen Des Alters, mich zum Eilbesuch verpflichtet, Wo ich vergaß die meisten meiner Schwächen. Die Ehe, die an diesem Ort geschlossen, Versöhnt nicht nur die Brüder, die geschieden, Der Herr hat seinen Segen ausgegossen Und gab uns Kraft, die Lande zu befrieden. PRIESTER: So einen in der Tat sich Land und Ferge, Und die Geschlechter finden sich im vollern, Der Zollern und der Herr von Hohenberge, Sie einen sich zum Born der Hohenzollern. Der Herr tat Wunder ohne Maß und Schranken, Dies schafft den Glauben, der Geschichte meistert, Jahrhunderte solln strahlen, ihnen danken Wird der Chronist am Weltend noch begeistert, Denn wo auf Gottes unbedingten Willen Sich das Geschlecht in reinster Liebe gründet, Vollzieht die Schöpfung sich im heimlich Stillen, Die schließlich in den Strom der Welten mündet. |