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Aus »Der arme Heinrich. Miraculum«.   Vers 60982 bis 61025

DRITTER AUFZUG. DRITTE SZENE


Martha, Priester.

PRIESTER: Gott sei gelobt. Ich hörte von dem Segen,
Der unvermutet auf das Haus gefallen,
Fanfare sei er, fleißge Hand zu regen
Und abzusehn vom Sündigen in allen.

MARTHA: Das Wort zum Sonntag! Ich erführe gerne,
Wie möglich sei die Ehre ohne Hunger,
Euch ist gewiß die Nachricht nicht so ferne,
Daß ich zum Spaße nicht am Waldrand lunger.

PRIESTER: Das Kind ward sehend und der Prinz gefällig.
Vielleicht, daß sich die Brüder nun versöhnen?
Ihr glaubt es nicht und zeigt die Stirn mir wellig.
Meint ihr, die Welt sei einzig Leid und Stöhnen?

MARTHA: Der Albrecht will die Vaterschaft bekennen,
Wenn ihr in Christo habt getraut die Liebe,
Den Bruder einen Lügenbold zu nennen,
Wird er wohl fortfahrn und mit all dem Kriege.

PRIESTER: Nun holt zuerst im ungewissen Tanne
Den Flüchtling, der hier besser aufgehoben,
Dann haut ihr etwas Gutes in die Pfanne,
Den Abend sollt ihr wie den Morgen loben.
Verlaßt euch auf den guten Diplomaten,
Ihr kümmert euch um die verliebten Kinder,
Ich werd derweil die Hofkanzlei beraten,
Denn hohe Kunst erfordert dies nicht minder.

MARTHA: Ist Grete denn allein in ihrer Kammer?
Ich meinte doch, die könnten sich nicht trennen!
Was in der Welt verfügte ihm den Jammer,
Wie ein Verbrecher in den Wald zu rennen?

PRIESTER: Die Grete hatte Furcht vor euerm Gaste,
Das hat sich auf den Schatz wohl übertragen,
Er floh am Seil, wo ich ihn fast verpaßte,
Als ging es ihm gefährlich an den Kragen.
Doch denk ich, er ist gar nicht weit gegangen,
Ich hab zerstreut die finsteren Bedenken,
Euch wird es leicht, ihn wieder einzufangen,
Die Stunden seiner jungen Braut zu schenken.

MARTHA: Nun gut, so seht, was ihr bei Hofe richtet,
Ich kümmer mich und geh, so ich im Wege,
Wie seltsam ists, wenn sich ein Vorhang lichtet
Und man sich fühlt, als wärs in höchster Pflege.

PRIESTER: Gelobt sei Gott. Ich komme heute wieder.
Es ist kein Wahn, die Zeichen ernstzunehmen,
Wer ging vorbei und blickte gar nicht nieder,
Den zeih ich, unsern Heiland zu verfemen.