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Aus »Der arme Heinrich. Miraculum«.   Vers 60882 bis 60933

DRITTER AUFZUG. ERSTE SZENE


Das Bühnenbild wie im zweiten Aufzug. Es ist heller Morgen.


Martha, Albrecht.

MARTHA: Es ist zu glauben nicht und nicht zu fassen,
Ein großer Segen kam in meine Stube.
Da sag noch wer, sie wäre gottverlassen,
Ein Sündenpfuhl und eine Mördergrube.
(Eine Glocke wird geschlagen.)
Die Tür ist unverriegelt und im Zimmer,
Bin einzig ich, die Herrin dieser Klause,
Geehret ist der hohe Gast hier immer,
Und heut ists ganz besonders froh im Hause.

ALBRECHT (tritt ein):
O meine Treu, allein und frohen Mutes,
Ich hoff, es geht dem Kind wie immer prächtig,
Ich bin in Eil, darum nicht bar des Hutes,
Die Last des Staates macht mich übernächtig.
Ich bringe dir die wohlverdiente Rente,
Dann muß ich wieder allzurasch entschwinden,
Denn seit sich das Geschlecht in Linien trennte,
Ists schwer, die Lust mit Nutzen zu verbinden.

MARTHA: Halt ein, die frohe Botschaft zu vernehmen!
Dein Kind ward sehend. Gottes große Gnade
Goß Rot und Blau und Grün in blasse Schemen
Und wandelte ihr das Gesicht beim Bade.

ALBRECHT: Wärs möglich denn? Des Herren krumme Wege
Den Weisen überführen als den Toren!
Wer hoffte je, daß sich das Übel lege?
So hat sie ihre Blindheit doch verloren!

MARTHA: Dies wär der rechte Augenblick zu zeigen
Welch hoher Herr der Vater dieser Schönen,
Ich hoff, euch ist Gerechtigkeit zu eigen,
Sich heute mit dem Schicksal zu versöhnen.

ALBRECHT: Es würde sie verstören und erschrecken,
Sie steht im Alter, einen Mann zu finden,
Da bleib sie frei vom Hof und seinen Zwecken,
Sie soll sich ohne Politikdruck binden.
Was mir verwehrt war und nur im Geheimen
Geschehen konnt, hab sie mit gut Gewissen,
Kennt sie den Vater, wird sie sich was reimen,
Viel besser wärs, sie würde nichts vermissen.

MARTHA: O sie hat ihren Liebsten schon gefunden!
Ein feiner Herr, der gut verschweigt den Namen,
Doch mein Geschäft schaut gut auf seine Kunden,
Drum glaubt nicht, daß wir nicht dahinterkamen.
Ein Taschentuch, das achtlos fortgeschmissen,
Ich fand es auf dem Weg zum Felsenkeller,
Ein Wappen ließ mich nicht im Ungewissen.
Ich lachte, als er sprach, ihm fehlten Heller.

ALBRECHT: So kann ich also bald vorüberbringen
Das Gold, das ich gehegt für diese Stunde,
Seh ich die beiden vorm Altar mit Ringen,
So bring ich von der Vaterschaft die Kunde.
Doch jetzt, o Martha, muß ich wirklich eilen,
Die Kutschenpferde reiben sich die Hufe,
Ich werd mich in der Sache noch zerteilen,
Jedoch zuerst nach einem Priester rufe.
(Eilt davon. Der Vorhang fällt.)