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Aus »Der arme Heinrich. Miraculum«.   Vers 60742 bis 60801

ZWEITER AUFZUG. SECHSTE SZENE


Heinrich, Margarete, Geiger.

GEIGER: Der Abend spät, doch nie für meine Pflichten.
Ich hört die Herrin wohl und all ihr Flehen.
Doch ich vermocht den Riegel nicht zu richten,
Im Dunkeln war der Schlüssel nicht zu sehen.
Ich suchte einen Kien und etwas Zunder,
Auch war der Talg verkrustet in der Lampe.
Ich reise viel, da nehme keiner wunder,
Wenn ich bei manchen Hausarbeiten schlampe.

MARGARETE: Ja ja gewiß verständlich, ja, wir alle
Sind froh, daß ihr den Kien habt noch gefunden,
Bevor ihr grifft in eine Mausefalle,
Ich hoff, ihr habt die Knie euch nicht zerschunden.

GEIGER: Nein, nicht der Red, nur blieb ich etwas säumig,
Ich hätt euch gerne durch den Hag begleitet,
Doch nun sei für Musik das Haus geräumig,
Und ohn Verzug das große Werk bereitet.

HEINRICH: Mein guter Freund sag an, was sind wir schuldig,
Fürs Aufstehn, Wirrnis, Weg und Wiedergehen,
Es tut mir leid, wir waren ungeduldig,
Doch wie er naht, der Wunsch liebt das Verwehen.

GEIGER: Ihr haßt mich, Herr, solch widerliche Kette
Von Aufruf und Zurückgewiesen-Werden
Erträgt nicht mal ein Dickhornschaf, ich wette
Dies reizte eine Maus zu Drohgebärden.
Wir Künstler wissen wohl, daß wir verachtet
Wie sonst nur Diebe oder Mordgesindel,
Und was ihr uns zu überlassen trachtet,
Wär von dem Dach nicht mal die kleinste Schindel.
Ihr wollt, daß wir die Träume euch erwecken,
Dann sorgt ihr euch, wir könnten uns vergucken,
Und ihr verbannt uns mitleidlos wie Zecken,
Ist euch zumut, recht gut zusammzurucken.
Ich spuck auf eure schäbigen Dukaten,
Daß ihr euch freikauft, werde ich nicht dulden,
Euch ist der Beutel viel zu klein geraten,
Denn unbezahlbar drücken euch die Schulden.
Gott wird es richten, daß ihr mich zu schinden,
Die Heiligkeit der Christenruh geschändet,
Die Heilige Cäcilia wird euch finden,
Dann wird der Hochmut dauerhaft beendet.

HEINRICH: Das seht ihr falsch, nicht eure Kunst zu pönen,
Bat ich um Abschied nach dem großen Hetzen,
Es steht mir fern, den Advokat des Schönen
Wie einen Hofhund vor die Tür zu setzen.
Nur manchmal sind die Kurven unsres Lebens
Abrupt und schroff und wie aus eitler Bläue
Verkehren sich die Richtungen des Strebens
Und kennen nicht die Heiligkeit der Treue.
Ich habe in der Stunde eurer Rüste
Gefunden, was ich suchte lange Jahre,
Glaubt nicht, daß ich von eurem Schmerz nichts wüßte,
Ich wähnte, daß er bleib mir bis zur Bahre.

GEIGER: Ich nehme es schon ruhiger und linder,
Was ihr da sagt, ward mir schon oft beteuert,
Der Weiser wurde nicht gemacht zum Finder,
Sooft er auch den rechten Weg erneuert.
Ich will als guter Christ die Schmäh vergeben,
Doch euerm Geld werd ich mich nicht bequemen,
Ich hoff, wir sehn uns nicht erneut im Leben,
Beim Freund bevorzug ich den angenehmen. (Ab.)