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Aus »Der arme Heinrich. Miraculum«. Vers 60646 bis 60681 ZWEITER AUFZUG. VIERTE SZENE Heinrich, Martha. MARTHA: Die Tochter ist ins Dorf hinabgeschritten, Um unbedingt den Geiger herzuschaffen, Ich hoff, sie wird nicht übereifrig bitten, Sonst gibt es wieder Ärger mit dem Pfaffen. HEINRICH: Ich Narr! Was wollte ich der Bäume sechsten Erfahren, der dem Hasel nicht gewachsen! Um Kiefern, Fichten, Lärchen zu betexten, Bricht sich das Kind zur Mitternacht die Hachsen. Dabei ists ihre Stimme, unbegleitet Vom Reim und von der wohlgestimmten Geige, Was mir die Lust der Engelsscharn bereitet. Doch das zu sagen, war ich wohl zu feige. MARTHA: Erfahrne Fraun sich drüber niemals täuschen. Doch seis! Der Umweg macht die Glut nicht schwächer. Ich lobe mir den Wein. Bei diesen Räuschen Gesellschaft mehrt, denn einsam mags kein Becher. (Sie gießt sich ein und prostet Heinrich zu.) Seid froh, die Liebe habt ihr heut gefunden, Doch schaut ihr drein, als würd euch alles grämen. Ihr werdet ihr in jeder Weise munden – Sie rast, ein Füllen, und ihr werdets zähmen! Glaubt mir, die ich die Göre großgezogen, Ich lobe euch, die ihr die Blüte pflücket. Ich wußte stets, daß Amor ihr gewogen Und daß sie einst mein Haus am besten schmücket. HEINRICH: Was redet ihr? Jedoch, ich kann nicht sagen, Mir käm das alles völlig unvermutet. Ihr seid das Ohr nicht, um darein zu klagen, Wie sehr das Herz mir bange macht und blutet. MARTHA: So lös euch Wein die Zunge und die Hände, Doch hütet euch vor allzuvielen Bechern! Er hat auch Kraft, daß er recht jäh beende Das Spiel mit Kleidern, Ringen oder Fächern. Ich geh hinauf, sie wird bald wiederkehren, Ich möchte euer junges Glück nicht stören, Ich werde meinen guten Schlaftrunk leeren Und so selbst den Weltuntergang nicht hören. (Ab.) |