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Aus »Der arme Heinrich. Miraculum«.   Vers 60618 bis 60645

ZWEITER AUFZUG. DRITTE SZENE


Vor dem Vorhang.


Margarete, Martha.

MARGARETE: Ich kann nicht, Mutter, jedenfalls nicht heute,
Ein Feuer flammt aus seinem seltnen Sprechen,
Als ob mich eine Bogenschützen-Meute
Beschöß, fühl ich die Pfeile mich durchstechen.

MARTHA: Drum grade! Ist dir Amor so gefällig,
Wird dieser Herr gewiß darob nicht knausern,
Schwärz dir die Wimpern, mach die Locken wellig,
Wir werden uns zu größerm Wohlstand mausern.

MARGARETE: Er will Gesang. Ich muß den Geiger suchen.
Ich hoff, er schloß noch nicht den letzten Laden.
Er wird gewiß ob dieser Laune fluchen,
Und doppelt uns berechnen seinen Schaden.

MARTHA: Es ist ein Unsinn mit dem Geigenspieler!
Zeig unserm Gast die rechten Flötentöne!
Ich sah die Launen nahn und weichen vieler,
Doch bleibts dabei: der Mann begehrt das Schöne.

MARGARETE: Wie soll ich singen und dabei noch flöten?
Wie soll ich lieben und dabei auch zocken?
Der Abend wird mich unausweichlich töten,
Willst du nicht aufhörn, mein Gemüt zu schocken.

MARTHA: Nun also gut. So lauf nach deinem Geiger,
Doch ihn zu wecken ist gewiß nicht sittlich.
Dabei bedenk, auch wenn der Turmuhr Zeiger
Dir unsichtbar, er schreitet unerbittlich.

MARGARETE: Ja, Mutter, um den Musicus zu holen,
Ging ich der Meilen tausend allzugerne.
Du mußt verstehn: er hat es mir befohlen,
Das echon mir vom Himmel alle Sterne.
(Beide ab. Vorhang hebt sich wieder.)