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Aus »Engelhard. Treuepistel«. Vers 59342 bis 59390 ZWEITER AUFZUG. ERSTE SZENE Rhydian, Pridjørn am Flußufer. PRIDJØRN: Wie öde dieser Ort und ganz verlassen. Kein Helmbusch weht und keine Lanzen brechen! Blieb man im Bett, man würde nichts verpassen, Doch ist es selbst verboten, nachts zu zechen. RHYDIAN: Staatstrauer herrscht am Dänenhof, befohlen Sind Andacht, Stille und verhaltne Klage. Man lästert, doch ich sag dir unverhohlen, Daß ich sehr schwer am Tod der Herrin trage. PRIDJØRN: Erkenne Rhydian ich, den Unterhalter Der ganzen Halle, dem das Fest nicht endet? Den Hagelschlag im Ritt, den Lanzenspalter, Dem sogar die Prinzessin Beifall spendet? RHYDIAN: Sprich nicht von ihr! Die Schwester meiner Mutter, Nur Frodehild ließ mich dies Land gewinnen, Jetzt krieg ich hier nur gnadenhalber Futter Und steh auf einer Stufe mit den Finnen. PRIDJØRN: Was redest du? Von königlichem Blute Bleibst du, sind auch in England die Verwandten, Daß einem Ritter lebensmüd zumute, Ist ungewöhnlich nach dem Tod von Tanten. RHYDIAN: Bist du so blind, mein Abseits zu kapieren? Der Engelhard darf Engeltrud begleiten Als Kammerherr und so sein Wams verzieren Mit Orden und ganz öffentlich sich spreiten! PRIDJØRN: Was grämt dich dieser Junge, der geschlagen Zum Ritter ward mit dir, es wäre Sitte, Ihr wäret Freunde. Aber an den Kragen Willst du ihm gradezu bei jedem Ritte. RHYDIAN: Hochnäsig ist der hergelaufne Schwätzer, Der Ohneland die Hand schlug, die gestreckte, Jedoch der König baut auf diesen Hetzer Und ahnt nicht, was das Schlangenmaul bezweckte. PRIDJØRN: Was will er denn? RHYDIAN: Na Engeltrud, die schöne! Daß er den Thron erbt und die Dänenlande! PRIDJØRN: Was höre ich? Unglaublich diese Töne! Ein solcher Staatsstreich wäre eine Schande! RHYDIAN: Und niemand merkts! Er schleimt wie eine Biene! Die Honigsüße läßt das Gift nicht schmecken, Er führt, verführt im Anschein, daß er diene, Und nebelt den Verstand an allen Ecken. PRIDJØRN: Wärs möglich, diesen Drachen aufzuhalten? RHYDIAN: Taub meinen Klagen stellte sich Fruote Drum schweig ich besser weiter bei dem Alten, Bis ein Beweis sich gibt in meine Pforte. Nun hab ein Aug auf ihn! Wenn Engeltrude Der Kerl zu nah kommt, und wir haben Zeugen, Erfährt die Schande gleich die ganze Bude, Und dem muß sich sogar der König beugen. |