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Aus »Engelhard. Treuepistel«.   Vers 59128 bis 59163

ERSTER AUFZUG. DRITTE SZENE


Engelhard.

ENGELHARD: Ich bin im lügen schlecht, und einem Prinzen
Sind Ritter auch als frömmelnd nicht geläufig.
Die Nacht ist mild, die Mulde roch nach Minzen,
Solch guter Schlafplatz ist nicht allzu häufig.
Was trieb mich fort? – mein Gott, die Apfelprobe!
Ich Tor! Ich hätt mir manche Müh erlassen.
Ich werfe alles fort, was ich mir lobe,
Und trau mir schließlich gar nichts anzufassen.
Der König ist sein Oheim! Ist es besser,
Als unbeschriebnes Blatt um Hut zu bitten?
Doch ich gebärde mich als Selberfresser,
Obgleich wir nicht einmal ein bißchen stritten.
Er wird es bitter nehmen. Und bei Hofe
Hab ich schon einen Feind noch eh ich komme,
Ich psalmodier die ewig gleiche Strophe
Vom Apfel und frag nie, ob dies mir fromme.
O Vater! Wie die Büchse von Pandoren
Streun deine Äpfel Unheil aus und Reue,
Ich habe nicht nur einen Freund verloren,
Ich fürchte fast, daß ich mich wieder freue.
Ich muß die dritte, letzte dieser Früchte
Loswerden, rasch, weil ichs nicht mehr verkrafte.
Ich laß sie liegen irgendwo und flüchte,
Eh gänzlich mir die Geisteskraft erschlaffte.
Vielleicht bin ich nur müd? O mitternächtlich
Bin ich so oft geritten, doch geschlafen
Hatt ich die Nacht zuvor, mich nicht verächtlich
Herumgetrieben fern vom Heimathafen.
(Pause)
Was seh ich da? Der Hügel – die Kapelle?
Und die hat nicht mein Lügenmaul erfunden?
Und doch! Ich seh sie gut in Mondeshelle.
Marie ist nah und ruft den Seelenwunden.
(Pause)
Kapelle – ja! Da gibts gewiß doch Pilger!
Und Bettelmönche ohne was zu beißen.
So einer sei mein Apfelproben-Tilger,
Er lehnt nicht ab und wird mich selig heißen.