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Aus »Engelhard. Treuepistel«. Vers 59654 bis 59705 ZWEITER AUFZUG. SECHSTE SZENE Fruote, Dietrich, Engeltrud. FRUOTE: Vergib dem König, den die Last der Krone Zum harten Handeln zwang, dem Kind zur Ehre, Mein Neffe lebt mit wohlverdientem Lohne, Der Warnung, daß der Aufruhr niemals kehre. Dein Kampf bestätigt mein schon langes Planen, Daß, fordert mich der Herr zu seinem Throne, Die Tochter weiterführ das Blut der Ahnen Mit dem, der mir an Adel taugt zum Sohne. Ich weiß, daß es ihr Herzwunsch ist, zu freien Den Adler, der gemessen kreist, die Stunde Erwartend. Und ich hoff, daß wir zu dreien Den Frohsinn führn im Herzen und im Munde. DIETRICH: Der Gnade, mich so ungeahnt zu heben Und süße Freude meinem Herz zu schenken, Hoff ich, daß sie allein von Gott gegeben Und daß da keiner mög ein Neidwort denken. Ich selber such, Vermögen, Ruhm und Ehre Des Hofs zu mehren, der mich so erhoben, Es sollen noch nach tausend Jahrn die Heere Fruote als den weisen König loben. Allein, die kurze Frist von nur sechs Tagen, Die ihr mir schenktet, meines Eids zu walten, Sie reichte nicht, drum ist bei allem Wagen Das Unrecht dort noch immer ganz beim alten. Ich fand dort nur Entpflichtung, Aufschubswoche, Daß hier die Klage sei gerecht entschieden. Doch ihr versteht gewiß mein Herzgepoche! ENGELTRUD: Wo fände je die Ehrensuche Frieden? So ist er! Selbst die Kirche muß da warten, Denn er verschreibt sich weltweit den Bedrängten. Ich bleibe für die Wunden und die Scharten Und krieg zuletzt den Drachenloh-Versengten. Doch dies ist meins. Wer solchen Vaters Mündel, Reicht stets dem Ruhm der Ritterschaft die Palme Und fragt nicht, ob da Gold verstaut im Bündel Und ob der Herd zuhause fröhlich qualme. FRUOTE: Der Ritter sei auf Fahrt, sich zu bewähren, Jedoch der König steh auf seiner Erde, Er lern das Dulden von den Weizenähren, Daß Heil und Mehrung seinem Volke werde. Für Recht und Ehr, zum Beistand der Gequälten, Versammle er die Ritterschaft am Tische – Folgt jenen nicht, die große Taten wählten, Derweil im Haus des Aufruhrs Natter zische! DIETRICH: Ich werd gewiß nach raschem Ritte kehren, Schon vorbereitet ist zum Schlag das meiste, Dann werd ich dieses Haus im Herzen mehren, Und dänisch sei der Maßstab, was ich leiste. FROUTE: So säumt nicht, die Befreiung zu vollbringen! Vergeßt nicht, daß ich nicht mehr jung an Jahren, Die Engel werden eurer Hochzeit singen, Doch möchte ich selber mit zur Kirche fahren. |