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Aus »Engelhard. Treuepistel«. Vers 59614 bis 59653 ZWEITER AUFZUG. FÜNFTE SZENE Fruote, Dietrich, Rhydian, Pridjørn, Ritter, Herold. HEROLD: Den Edlen und dem Volke sei verkündigt, Gott möge Kläger und Beklagten richten Und jenen, der der Wahrheit sich versündigt, So schlagen, daß die Zweifel sich vernichten. Euch alle heißt der König, nun zu beten, Auf daß der Höchste uns das Recht errette, Dem Treuen sei die Kraft, die wir erflehten, Der Ungetreue strauchle an der Kette. DIETRICH: Wie lautet deine Klage, Giftversprüher? RHYDIAN: Vergangen hast du dich am Königskinde, Versucht hast dus schon manche Male früher, Doch endlich sah ichs selber an der Linde. DIETRICH: Gelogen ists, und Gott wird es erweisen. HEROLD: Genug gesprochen, tretet in die Runde Und schwinget voller Gottvertraun das Eisen, Bis einer liegt geschlagen auf dem Grunde. RITTER: Pridjørn, ich ließ das Augenlicht im Streite, Erzählt mir, was ihr seht, Gott mög es lohnen. PRIDJØRN: O gerne bin ich Licht an eurer Seite. Ich selber bin gespannt, hier beizuwohnen. Sie hauen sich einander auf die Schilde So heftig, daß die bald zerbersten werden, So kämpfen Riesen oder heidnisch Wilde, Wie ich es nie zuvor erlebt auf Erden. Sie bluten beide von den scharfen Graten Zerbeulter Knäuel, kaum noch Schutz dem Träger, Nachdem sie alles zur Entwappnung taten, Das Handgelenk in Bälde trifft ein Schläger. Sie tun, als gält es einen Wald zu roden, Als gält es, Sleipnirs Hufbeschlag zu wagen. Doch da! Blut sprudelt, und es geht zu Boden Der Rhydian, dessen Linke fortgeschlagen. Und Engelhard setzt nach, der König milde Befiehlt den Wundarzt und das Kampfesende, Zum Gottesurteil sind wir klar im Bilde, Denn jeder sieht, wem heil sind beide Hände. Nun ist erwiesen, daß der Engeländer Uns all betrog mit den Verschwörungsworten. Gelobt sei Gott dafür, daß er uns änder, Daß Irrtum falle hier und allerorten. |