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Aus »Siegfrieds Tod. Trauerspiel«.   Vers 58091 bis 58142

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Ute, Kriemhild, Siegfried, Gunter, Gerenot, Giselher, Hagen, Brunhilde.

KRIEMHILD (umarmt Siegfried):
Mein Schatz, ich hab gehofft, gebangt, gebetet...

BRUNHILDE: Was sind das hier für selten freie Sitten?
Es hat kein Herold in den Saal trompetet,
Noch ließ der Herr die Knechte zu sich bitten.
Eh noch der König die Versammlung leitet
Und dem das Wort erteilt, der wünscht zu sprechen,
Wird den Erstaunten Unzucht ausgebreitet,
Darüber wird uns noch das Reich zerbrechen.

GUNTER: Wir sind zuhause. Meine kleine Schwester
Fühlt nirgendwo sich wohler und zuhauser,
Für steife Regeln gab es kein Semester,
Das Land ist warm, mit Freimut ich nicht knauser.
Gleichwohl ich möchte Ute stolz verkünden,
Daß Hochzeit sei, dem Land die Mutter werde,
Die Amnestie vergeb geringre Sünden,
Und Frieden walt auf unsrer Heimaterde.

UTE: Ich danke dir, mein Sohn, für diese Stunde,
Die nah am Grab ich hoffte zu erleben,
Und hoffe, Gott, der wohl vernimmt die Kunde,
Gesell zu deinem großen Glück den Segen.
Doch schafft das nahe Fest der Hausfrau Pflichten,
Weshalb ich bitte, den Empfang zu kürzen,
Ich hab so viel zu schaffen und zu richten
Und will mich gleich in meine Arbeit stürzen.
(zu Brunhilde):
Doch dich, mir Tochter bald in diesem Hause,
Heiß ich willkommen zwischen meinen Ahnen,
Man liebt das Leben hier und lobts beim Schmause
Viel lieber als bei kriegerischen Fahnen.

BRUNHILDE: Warn eure Ahnen auch so frei und lustig,
Wie es mir scheint recht unerhörte Mode?
Im Norden ist nicht nur das Eismeer krustig,
Man schämt sich leicht und sucht dann nach dem Tode.

UTE: Wo Frost nicht sehrt die angepflanzten Reben,
Dort gibt der Wein sich billig und alltäglich,
Ein fühllos strenges, festgesetztes Leben
Erscheint hier allem Volke unerträglich.
Hier glitzern nicht des Eises Diamanten,
Hier ruft der Spröde meistens nach dem Lacher,
Hier duzen sich im Hause die Verwandten,
Und angestaunt wird allenfalls der Macher.
Wer wieselflink die Laus jagt von dem Weine,
Ist König hier und darf die Fässer stechen,
So zahm ist das Getier in unserm Haine,
Daß wir die Lanzen tauschten gegen Rechen.
Der Gunter ist beliebt bei allen Ständen,
Weils ihm mit Maß und ohne Raufereien
Gelang die Zwiste friedlich zu beenden
Und alles nutzlos Toben oder Schreien.
Drum seid gewiß, daß eure Wahl die beste
Für dieses Land und euch ein langes Leben,
Gar traulich wohnt sichs in dem weichen Neste,
Und Gunter wird euch viel Behagen geben.