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Aus »Laudine. Minnespiel«.   Vers 55918 bis 55958

ERSTER AUFZUG. ZWEITE SZENE


Lunete, dann Iwein.

LUNETE: Die Weiber-Neugier viele Zungen schelten,
Doch Adam stünd ansonsten nackt und blöde
Wo seine Kräfte keinen Nickel gelten,
Und rundherum wärs menschenleer und öde.
Des Weibes Sache sind nicht Waffentaten,
Doch wer den Pflanzen und den Vögeln näher,
Der weiß zu urteiln, was da wohl geraten,
Am besten hegt den Frosch der Storchbein-Späher.
Laudine, ach, mich schmerzen deine Tränen,
Du wirst in deinem Schicksal Urlaub brauchen,
Doch wer da wüßte, was die Sterne wähnen,
Fänds rechtens, mal den Hals zurechtzustauchen.
Die Sitte heißt die Trauer selbst dem Tiger,
Der Springborn soll das Blut nicht übertönen,
Jedoch das Leben adelt nur den Sieger
Und was da lebt, gehört dem Lebensschönen.

IWEIN (aus der Torhalle, verhalten):
Lunete hilf, ich bin allein, gefangen,
Du weißt es, und dir ist die Macht gegeben.

LUNETE: Noch lebt der Herr, drum kommt kein Knecht gegangen,
Es ginge dir sonst allzurasch ans Leben.
In deiner Lage solltest du nicht mahnen,
Ein mildes Schicksal hält den Leib gefangen,
Der wahre Sieger offenbart die Fahnen
Erst wenn im Ost die Sonne aufgegangen.
(für sich):
Es ist ein Himmelswort, da fiel das schwere Gatter
Und traf das Pferd doch nicht des Reiters Schädel,
Gefangen zwar im Käfig ist die Natter
Doch unversehrt für unser Witwen-Mädel,
Ich werd, da ich den Traum schon hab geplaudert,
In dieser Sache wohl noch manches fädeln,
Ich weiß bescheid, auch wenn mir manchmal schaudert,
Was gut ist Rittersleuten und den Mädeln.
(Sie tritt an das Gatter heran und reicht Iwein einen Ring.)
Hier nimm den Ring, er birgt dich allen Blicken,.
Meid Askalon, der im Gebet versunken!
Und übe es, dich in Geduld zu schicken,
Laudine ist in Tränen fast ertrunken.

IWEIN: Ich danke dir, du wirst es nicht bereuen,
Ein Leben lang und dann als Geisterwesen
Werd ich nicht Mühsal oder Ungnad scheuen,
Zu dienen dir als Salbe, Schild und Besen.
(steckt den Ring an und wird unsichtbar.)