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Aus »Laudine. Minnespiel«. Vers 57001 bis 57056 DRITTER AUFZUG. ERSTE SZENE Hof des Artus. Im Hintergrund die kapitolinische Wölfin zu Ehren der Königin, davor eine Darstellung des Schwertes Excalibur, das von einer Hand aus dem See gereicht wird. Rechts und links davon jeweils sechs Fahnen der Tafelrunden-Ritter. All dies befindet sich auf einem Podest hinter der Kampfarena. Lanzelot, Pelleas. LANZELOT: Gepriesen sei der mondenhellen Reiter, Wie geht es meiner Pflege-Mam am Weiher? PELLEAS: Den Gruß zurück, der Fürst der Lanzenstreiter Macht jeden Tag zur Sonnenwendenfeier. Die Dame, der am See ich treulich diene, Und die den Weg nach Avalun befriedet, Sie leuchtet diesem Hof in jedem Kiene, Weil sie dem König hat das Schwert geschmiedet, Ich ritt erst jüngst in ihre Nebelfluten, Da mich zu ihr der Löwenritter sandte, Sie pflegt die Wunden und die Unbeschuhten, Und sie begrünt das Drachenloh-Verbrannte. LANZELOT: Vom Löwenritter weiß ich nichts zu sagen. Wer ist der Mann und was wird er uns bringen? PELLEAS: Die Stelle Iweins ward ihm angetragen, Und seiner werden einst die Barden singen. LANZELOT: Da Iwein seine Dame bös betrogen, Der Kuppelei ward überführt die Zofe. PELLEAS: Nein, der Verdacht ward sichtbar aufgewogen, Als uns der Löwe hat gebrüllt am Hofe. Zu lang hast du die stolze Burg gemieden In Fährnis, der ich besser nicht gedenke, Doch in der Tat, Lunete schiens beschieden, Daß man sie gleich am nächsten Morgen henke. Der Löwenritter kam wie Tau auf Blätter, Die Tracht war schon ein Stückchen abgerissen, Daß er Harpin, den Riesen, gleich zerschmetter, Ließ den vor vier der Löwenrachen wissen, Die Macht der Kläger war schon überwunden, Eh alle hier die Plätze eingenommen, Denn Recht und Wahrheit herrlich zu bekunden, Ist er uns wie ein Hagelschlag gekommen. Seither hat ihm die Lanze kaum geschlafen, Zur Mangelware werden Ungeheuer, Heut kämpft er für das jüngste Kind des Grafen Vom Schwarzen Dorn, zum schlimmen Abenteuer Nannt sich die Burg, dreihundert edle Damen Er hat befreit, nachdem die beiden Riesen, Die dort zu hausen sich die Freiheit nahmen, Verrotten auf den blutbefleckten Wiesen. LANZELOT: Wer wagt es, wider diesen Held zu streiten? Weß Sohn ists, und wer ist sein Auftraggeber? PELLEAS: Den Ritter sah man nie in unsern Breiten, Im Schild führt er das Blümlein und den Eber, Der Graf vom schwarzen Dorn vererbte Nichten, Das Land, die Burg und Truhen voll Geschmeide, Drum tobt der Streit, die Teile zu gewichten, Tat jede was der anderen zum Leide. Manch Zeugnis und manch Wink ward ausgelotet, Und konnte doch die Wahrheit nicht erhellen, Inzwischen ist die Sache so verknotet, Daß Artus sprach, man möge Kämpen stellen. (Ein Horn ertönt.) LANZELOT: Man gibt Signal, den Kampfesplatz zu räumen, Dort nahn die Maiden, die sich so bedrangen, Wenn Lanzen splittern und sich Rosse bäumen, So wird ein Herz frohlocken und eins bangen. |