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Aus »Medea. Tragödie«. Vers 51451 bis 51550 ZWEITER AUFZUG. DRITTE SZENE Jason, Kreon. KREON: Ich lob den Argonauten und die Stunde, Die ihn hereingeführt in die Gemächer, Wer solcher Helden sich erfreut im Bunde, Dem wirft kein Perser Flammzeug auf die Dächer. JASON: Nun, wenig tat ich, daß zu solchem Preise Ein Anlaß, doch ich dank für all das Gute, Das ihr mir schenkt und dies in solcher Weise, Daß Ruhm es euerm Stamm und euerm Blute. KREON: Das weitre Schicksal möchte ich besprechen, Denn Bitternis und Gram paßt nicht zum Helden. JASON: O ja, es ziemt sich mählich aufzubrechen, Ihr tatet gut, dies unverbrämt zu melden. KREON: Nicht doch, ich will euch hier im Hause haben Leblang und wünschen, daß es einst das eure. JASON: Allein den Abfall läßt man gern dem Raben, Drum gebt die Weisheit nicht dem Abenteure. KREON: Ein jeder weiß am Hof, daß Kreusas Blicke An euren Schritten voller Sehnsucht hängen, Auch euer Aug sagt deutlich zum Geschicke, Nicht grad Megaira würde euch bedrängen. Ich bin der Wahl der Tochter sehr gewogen Und wünsche Glück, wo Eros schießt die Pfeile, Da frag ich nicht, von wannen sie geflogen, Und bet, sie flögen unsrer Stadt zum Heile. JASON: Ich bin im Ehestand seit manchem Jahre, Und nicht verfügbar euren Heiratsplänen, Auch lichten sich dem Alternden die Haare, Verbindet eure Tochter nicht den Tränen. KREON: Des Mannes Jugend ist verbürgt im Herzen, Und nach dem reifen Stocke ziehts die Biene, Euch macht die Scheidung sicher keine Schmerzen, Und für den König ist sie bloß Routine. JASON: Ja Schmerzen nicht, dies wäre glatt gelogen, Doch Kolcher sehen solches Bündnis fester, Im Haus gehört euch jeder Säulenbogen, Doch in den Nischen liegen Wespennester. KREON: Die Zauberei? sie läßt mich herzlich lachen. Euch ist das Glück zu groß wohl, es zu fassen? JASON: Was dachtet, mit Medea ihr zu machen? Soll ich sie kurzerhand ersäufen lassen? KREON: Medea wird den Hof hier nicht vermissen, Er schränkt sie ein, mißgönnt ihr süße Szenen, Zur Wollust breitet sie ihr Seidenkissen Den Nymphen, nicht Priapen und Silenen. Man gebe ihr ein Haus und eine Weide Und Weibervolk mit Flöten und mit Leiern, Dann tut sie keinem Menschen was zuleide Und wird bis an ihr Lebensende feiern. JASON: Was wird in diesem Fall aus meinen Söhnen? KREON: Die müssen freilich hier am Hofe bleiben, Das Turnen, Musizieren oder Stöhnen Würd sie verderben oder ganz verweiben. JASON: Man kann der Mutter nicht die Kinder rauben! Bedenkt auch, daß sie milder mit den Jahren Ward durch die Mutterschaft, ihr könnt mir glauben Sie trug die Zähne früher voll mit Haaren. KREON: Die Kinder leben nicht, daß eine Hexe Sich mählich füge in Kultur und Sitte, Sie taugen nicht zu milderndem Gewächse, In ihnen steht ein Recht auf eigne Mitte. Wenn sie verdirbt der Mutter tolles Treiben, Ists Pflicht, sie solcher Unbill zu entziehen, Drum soll Medea wos ihr tunlich bleiben, Jedoch die Kinder müssen solches fliehen. Doch frag sie selbst, um Skrupel auszumerzen, Sie werden sich fürs Königshaus entscheiden, Vielleicht am Anfang mürrisch und mit Schmerzen, Doch anderswo heißts manche Jahre leiden. Ihr solltet überhaupt mal anerkennen, Die Kindheit ist nur eine Episode, Sie neigt dazu, recht rasch davonzurennen, Denkt weiter mal, auch wenn es grad nicht Mode. Die Mutter bringt fürs Leben nur Getändel, Ob Krieger, Schreiber, Staatsmann oder Dichter, Die rechte Schule brauchts für alle Händel, Für keinen taugt das ärmliche Gelichter. JASON: Ich fürchte, dieses Wahlrecht würde trennen Die beiden, weil der Jüngere der Wiege Noch näher. Was ihr sagtet zu erkennen, Erklomm sein Geist die Sprossen nicht der Stiege. Wenn aber sich die Brüder so entfernen, So scheint mir dies Beginn von Neid und Hader, Höchst ungern greif ich selber nach den Sternen Und bin dabei der Schutzbefohlnen Schader. KREON: Genug! Ich will nicht länger disputieren, Der König hats bedacht und ausgegoren, Behagts euch, euch zu weigern und zu zieren, Sei über dies kein weitres Wort verloren. Ich brauch für meine Tochter keinen Toren, Der duldet, daß sein Weib sich so benähme, Ich hab für Kompromisse viele Ohren, Doch allzuviel des Einwands scheint mir Häme. Drum denkt in Ruhe, was euch lohn und fromme, Ihr könnt euch auch im nächsten Schiffe trollen, Doch eurer Lippe keine Klage komme, Der greise König tät euch übelwollen. Das wäre ein Verrat, und was die Sitte Bei solchem fordert, ist euch wohl geläufig, Ich setze meistens mit Bedacht die Schritte, Doch solche Langmut gibts bei mir nicht häufig. |