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Aus »Medea. Tragödie«. Vers 51551 bis 51606 ZWEITER AUFZUG. VIERTE SZENE Kreon, Medea. MEDEA: Ihr ließt mich rufen, allem Brauch zuwider. Gewöhnlich spricht der König mit dem Manne. KREON: Es geht mir nicht um altbekannte Lieder, Ich rief zu lösen euch vom harten Banne. Denn seht, die Eh aus einer Jugendsünde, Wo Mann und Frau einander nicht begehren, Gilt hier im Land als Parodie der Bünde, Drum löst sie die Vernunft in allen Ehren. Euch schenk ich ein Asyl im eignen Hause. Man ist dabei, dort Möbel reinzuschieben. Dort richtet über Trubel oder Pause Ihr ganz allein und nur nach dem Belieben. Ein Haufe schöner Mädchen ist zugange Sich dort mit euren Zofen einzurichten, Euch sei vor diesen Kosten gar nicht bange, Sie werden einen König nicht vernichten. Mir liegt sehr viel an euerm Wohlbehagen, Drum sei der Abschied nicht hinausgeschoben, Der Kutscher steht bereit mit einem Wagen, Ihr werdet die Bequemlichkeiten loben. MEDEA: Ihr seid ein Herr, der reiflich und gediegen Durchdenkt und plant, was er beschert dem Hofe, Ich seh nur eine Frag im Raume liegen: Reis ich mit Kindern oder nur mit Zofe? KREON: Die Jungen sind im Alter, wos geboten, Daß Männer die Erziehung führn und leiten, Die Erbsen müssen raus aus ihren Schoten, Die Jungen brauchen Waffenkunst und Reiten. MEDEA: Erlaubt noch eine Frage einem Weibe, Das nicht begreift den Sinn in diesem Spiele: Wenn ich in einem eignen Hause bleibe, Was habt mit Jason ihr für weitre Ziele? KREON: Ich werd mit meiner Tochter ihn vermählen. Der Held hilft meinem Hof zu neuem Glanze, In spätrer Zeit soll man von ihm erzählen, Hier brach manch wackrer Streiter seine Lanze. MEDEA: Ich beuge mich vor euerm weisen Richten, Die Dichter werden eure Klugheit preisen, Mir ist Gewinn, was mancher nennt Verzichten, Dies möchte euch ein Brautgeschenk beweisen. Aus Kolchis bracht ich mit die alte Krone, Sie wurde von den weisen Fraun getragen, Gebt sie der Tochter, wenn sie eins dem Sohne, Dann bleibt sie Herrin in den ärgsten Lagen. (Sie reicht dem König eine goldene Krone.) KREON: Solch Einsehn lob ich mir, in meinem Reiche Wärs leichter, wär dies allgemein verbreitet, Nicht jeder, der an einer Lebensweiche, Mit solcher Würde und Gefaßtheit schreitet. MEDEA: Erlaubt, eh sich die Kinder von mir trennen, Sie letztmals noch zu herzen und zu spüren, Ihr werdet wohl den Muttersegen kennen, Er soll sie heiter durch das Leben führen. KREON: Es sei nicht nur gestattet, sondern innig Erbeten, und ich möchte nochmals danken, Manch einer hält das Weib für übelsinnig, Ich seh jedoch viel eher Männer wanken. |