Willkommen

Lebenslauf

Aktuell

Werke

Publikationen

Audio

Leserstimmen

Besucherbuch

Impressum
 
vorige Szene nächste Szene

Aus »Punisches Lied. Tragödie«.   Vers 48718 bis 48797

ERSTER AUFZUG. FÜNFTE SZENE


Dido, Anna, Timon, Kolonisten.

ANNA: Was war das für ein heller Ring, o Teure,
Der war gewiß zu wertvoll für die Bande,
Verschenkst du Schwester Schätze ungeheure
Und handelst dafür ein nur Schimpf und Schande?

DIDO: Nein Schwester, dieser Ring war Messingplunder,
Der Jarbas wird dies sicher auch bald merken,
Doch schien mir hier die Stimmung voller Zunder,
Da gilts, mit Zeit das Eigene zu stärken.
Die Ochsenhaut, zu Fäden aufgeschnitten,
Faßt manche Klippen, die als Stützpunkt taugen,
Und strahlen Macht und Gold aus dieser Mitten,
Sind Könige nur wir in allen Augen,
Der Häuptling mag mit seinem Schale wedeln,
Und suchen in dem Ring nach Zauberkräften,
Wir werden weithin die Kontakte fädeln,
Bereichern uns in Handel und Geschäften.
Der Hafen, den die Ochsenhaut gewonnen,
Er heiße Byrsa, sei der Juno Anker,
Ich weiß, sie bleibt uns weiter wohlgesonnen,
Und das Vermögen wird gewiß nicht schlanker.

ANNA: Der Jarbas wird gewiß sehr bald erkennen,
Daß ihn betrog das unverhoffte Nutzen
Der Ochsenhaut, wenn wir sie so zertrennen,
Wird er die Gabe bald empfindlich stutzen.

DIDO: Ich hab noch viele Finten, ihn zu trösten,
Ihm vorzugaukeln, ihm geschähs zum Glücke.
Es halten sich die Männer für die größten,
Die windelweich vor Weibes List und Tücke.

TIMON: Wir hätten es vermocht, die frechen Gäste
Zu stürzen in des Neptuns blaue Fluten,
Doch solcherart erbaut man nicht Paläste,
Das Weib läßt Feinde segensreicher bluten.
Was wär gewonnen, hätten wird geschunden
Den Häuptling, wieder Spiel zu sein den Winden,
Es hilft nichts, oft den Erdkreis zu umrunden,
Man muß sich niederlassen und sich binden.

ANNA: Ja Juno preist, sie gab der Schwester Stärke
Und Mut, der Gabe Hinterlist zu schauen,
Ein Schönheitsfehler liegt im Gründerwerke,
Doch anders ward nie eine Welt zu bauen.

DIDO: Die Göttin lehrte mich die Frauenwege,
Sie stand mir bei im Bangen und im Siege,
Drum sehnt euch stets nach ihrer hehren Pflege,
Denn ohne sie gibts nur die leere Wiege.
Was sie verheißt, soll eurer Tatkraft frommen,
Ihr Segen schafft euch Ernte und Gewinne,
Es wird der Ruhm auf eure Erben kommen,
Bleibt ihr der hohen Frau im Herzen inne.
Doch stets bedenkt, ich hab mich eines Eides
Bedient, sie so gewogen uns zu machen,
Wir sind Gefeite aller Scharn des Leides,
Versäum ich nicht, im Ehestand zu wachen.
Die Treue, die ich schwor dem toten Gatten,
Sie lasse mich nicht zweifeln oder schachern,
Und sollte je die Ehrbarkeit ermatten,
Gehört mein Werk den Spöttern und den Lachern.
Ich kann, wenn man mir droht, mich zu vermählen,
Nur Zuflucht finden in den Flammengluten,
Daß sie die Haut von meinem Leibe schälen,
Den Schatten dann der Göttin zuzumuten.
Drum wisset, mag die Schwester auch dem Manne
Sich fügen und das wahre Glück erfahren,
Für mich gibts keinen Ausweg aus dem Banne,
Ich würde mich der Göttin offenbaren.

TIMON: Wir werden eure Ehrbarkeit beschützen,
Der Geist des Gatten sei uns unvergänglich,
Wir werden euern Eid nach Kräften stützen,
Die Göttin rühmen, hell und überschwenglich.

ALLE KOLONISTEN:
Wir treten in das Land, das ward gegründet
Vom Treusinn einer Frau, die nur zu loben,
Die Tatkraft mit Gehorsam sich verbündet,
Und drüber wach die große Juno oben.
Wir werden niemals zweifeln und vergessen,
Daß nur das Opfer kann die Götter locken,
Drum werden wir nicht ohne Beten essen,
Daß Didos Gatten gelte jeder Brocken.
Wir werden niemals trachten neu zu paaren
Die Herrin, die beschämt mit ihrer Tugend,
Wir sprechens stets und also wird verfahren
Im neuen Lande eine neue Jugend.