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Aus »Punisches Lied. Tragödie«.   Vers 48665 bis 48717

ERSTER AUFZUG. VIERTE SZENE


Dido, Anna, Timon, Jarbas, Joel,
Berber, Kolonisten.

JOEL: Ich bin der Mundschenk dieses Berberfürsten,
Und ich versteh die Sprachen aller Länder,
Ihr seid nicht grade das, wonach wir dürsten,
Denn ich erkenn das Schiff und die Gewänder.

JARBAS (in einer unverständlichen Sprache zu Joel):
Was soll das, Weiber, will man mich verkohlen?
Ich soll hier mit dem Unterleib verhandeln?
Ich denk, die solln die bösen Geister holen,
Eh sich vor Wut entzünden meine Mandeln.

JOEL (zu Jarbas in Landessprache):
Wir wollen sehn, was diese Flittchen bieten,
Es gibt bei solcher Ankunft ja Geschenke,
Ich hielt für gut, man prüfe diese Nieten,
Eh man sie ohne Federlesen henke.
(zu Dido allgemeinverständlich):
Mein Herr fragt, welch Begehr zu dieser Landung
Bewog und wo der Mann des Damenpaares,
Hier üblich ist die Plünderung der Strandung,
Drum wünscht er ein Erklärungswort, ein klares.

DIDO: Wir hörten von der Gastlichkeit der Berber,
Und ein Geschenk befahl uns unsre Güte,
Die Schwester fand noch nicht den rechten Werber,
Und meinem wards, daß Pluto ihn behüte.

JOEL (zu Jarbas in Landessprache):
Sie sagt, die Kleine sei als Jungfrau läufig,
Sie selber sei verwitwet und geschieden,
Ich find, solch Gaben sind gar wenig häufig,
Grad wie die Äpfel von den Hesperiden.
(Jarbas nickt, weiter zu Dido):
Ich nehme an, ihr wollt euch hier vermählen,
Wir haben hier gewiß gestandne Recken,
Und ziert ihr euch nicht lange, wen zu wählen,
So dürft ihr eure Bäuche bald verstecken.

DIDO: Die hohe Eileithyia, die uns sandte,
Läßt euerm Häuptling Purpur angedeihen,
Dies ist im Wolkenmeer die anerkannte
Bekrönung, daß die Träger göttlich seien.
(Sie reicht Jarbas einen Purpurschal. Der läuft zu einer Pfütze und bewundert sich. Joel dämpft seine Freude. Schließlich gibt Jarbas Joel eine Ochsenhaut.)

JOEL (zu Dido):
Der Herr ist ganz verzückt, nun wagt zu sagen,
Was wollt ihr, daß das Berbervolk euch schenke,
Ich könnt die Kleine ja ganz gut vertragen,
Und mit der andern ich den Herrn nicht kränke.
Der hochgestochne Schwatz kann ja nicht stören,
Von fremder Sprache Kenntnis unbelastet,
Und selbst ein Fluch, den man nicht weiß zu hören,
Hat selten eine Würde angetastet.

DIDO: Wir brauchen Land, um unverzagt zu nisten,
Und auszuüben Handel und Gewerbe,
Ein Eiland, karg für unsere Lebensfristen,
Gern die ins Meer hervorgestreckte Scherbe.

JOEL (wirft die Ochsenhaut vor Dido hin):
Grad das, was diese Ochsenhaut umschlingen
Euch kann, sei euch zur Landung angeboten,
Und traut euch drübernaus nach weitern Dingen
Nicht auszustrecken eure schmutzgen Pfoten.
(Die Kolonisten greifen nach ihren Schwertern und murren. Die Berber stampfen mit den Speeren auf.)

DIDO: Nur Ruhe in der Runde, diese Gabe
Ist kostbar und viel mehr als ich begehrte,
Euch danksagt meine Seele bis zum Grabe,
Und meinen Ring erhalt der Hochgeehrte.
(Sie zieht einen Ring vom Finger und reicht ihn Jarbas. Er nimmt ihn und läuft davon. Die Eingeborenen laufen verwirrt hinterher.)