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Aus »Punisches Lied. Tragödie«. Vers 49631 bis 49698 DRITTER AUFZUG. SECHSTE SZENE Dido, Timon. TIMON: Das Feuer ist gebannt, die Planken rauchen, Noch hie und da, zwar sind die Segel Fetzen, Doch sind die meisten Kiele noch zu brauchen, Das weitre werden wir recht leicht ersetzen. DIDO: Sehr schön, doch leider hat sich das Vernichten Verlagert und die Vehemenz gesteigert, Es freut mich, euch noch selber zu berichten, Daß ich mich nun die längste Zeit geweigert. Die Juno hat dem Jarbas zugebilligt, Die Werbung sei den Göttern wohlgefällig, Sie hat den Eid zu lösen eingewilligt Und meint wohl, daß das Weibstück bärenfellig. Eh ich den Jarbas an die Brüste lasse, Bevorzug ich des Scheiterhaufens Lohe, Die Frist, die mir noch bleibt, ich nicht verpasse, Drum sei geröstet dieser Leib, der rohe. TIMON: Makaber scheint mir euer Selbstverfluchen! Wie soll der Berber euch zur Heirat zwingen? Ich brauch da für Bewachung nicht zu suchen, Freiwillig wird sich jeder stelln und ringen. DIDO: Dies ehrt, jedoch auf Waffengang zu gründen Das Land, ist keine dauerhafte Sache, Ich richte mich für meine großen Sünden, Da ich mir nichts aus diesem Berber mache. TIMON: Dies ist nicht not! Wo steht denn aufgeschrieben, Daß Tyrerinnen müssen Berber freien, Es ist doch Brauch, sie wählen ihren Lieben, Auf daß sie stets in bester Obhut seien. DIDO: Das gilt schon sonst, doch steht die zarte Pflanze Der Kolonie nicht grad als Katz im Sacke, Die Berber wolln, daß einig sei das ganze, Ein Ganzes, das geführt von einer Flagge. Ich hab sie mit der Göttin abgewiesen, Doch da mir diese ihren Schutz entzogen, Den Landeskindern sind wir all die Miesen, Wenn ich schon bin dem Häuptling nicht gewogen. Die Propaganda wird schon bald verfangen, Wenn alle Hoffnung hin und er beleidigt, Viel größre Reiche sind zugrund gegangen, Da hilfts nichts, daß den Streifen ihr verteidigt. TIMON: So flieht! Ich rüste einen flinken Nachen, Mein Sohn kennt jeden Wind und jede Klippe, Die Berber werden große Augen machen, Liegt am Altar ein weibliches Gerippe. DIDO: Betrug! Betrug! und wohin soll ich gehen? Zu Anna, um den Haufen ihr zu teilen? Ob West, ob Ost, wie auch die Winde wehen, Ich kann dem Schicksal nirgendwo enteilen. Wenn ich mich richte, werd ich Gnade finden Vor Juno, und sie wird die Stadt beschützen, Denn Venus wird hier Mann und Mauer schinden, Und andrer Beistand würde uns nichts nützen. Wenn ich verloht, zu Joel deutlich spreche, Er ist der klügste in dem Berbervolke, Es hülfe nichts, wenn ich den Eid zerbreche, Denn Hilfe find ich einzig in der Wolke. Die Venus wird nicht ruhn, eh ihrer Feste Die Krone ist im ganzen Mittelmeere, Drum haben wir bald waffenstarke Gäste, Und immer wieder kommen stolze Heere. Drum sag ihm, daß ich nur zu euerm Schutze Das Opfer tat, Prinzessinnen gibts viele In Griechenland, darum die Flotte nutze Und bring ihm eine her zum Liebesspiele. (Ab.) TIMON: Nun gut, mir ist Gehorsam anerzogen, Ich hoff, ihr findet vor der Göttin Gnade, Ich weiß nun, daß das Leben mir gelogen, Dies zu verbergen, bin ich mir zu schade. (Er verhüllt das Haupt. Nach einer Weile sieht man ein mächtiges Feuer aufstrahlen.) |