Willkommen

Lebenslauf

Aktuell

Werke

Publikationen

Audio

Leserstimmen

Besucherbuch

Impressum
 
vorige Szene nächste Szene

Aus »Punisches Lied. Tragödie«.   Vers 49554 bis 49630

DRITTER AUFZUG. FÜNFTE SZENE


Dido, Jarbas, Joel, Juno.

JOEL: Ich ruf die Frau der Wolken und der Wetter,
Die Nebel türmt und streckt und läßt zerstieben,
Kein Ranken reicht, daß ich ihr Reich erkletter,
Drum sei ihr Kraut am Opfertier zerrieben.
Ob Regen, Sturm, ob Dürre oder Hagel,
Nur die Patera kann ihr Aug entschleiern,
Kein Schiff besteht, verbindet nicht im Nagel
Die Stifterin die Scheite, die wir feiern.
Sie segnet die Gebärenden, das Bluten
Der Scham, das fruchtbar macht den Schoß zu mehren
Das Menschenvolk, die Bösen und die Guten,
Die Frevler, und die Kinder, die sie ehren.
Ich knie und bring, was ihre Huld geliehen,
Und ich erhoff, sie mache sich erkenntlich,
Und auch, die Gabe sei nach Brauch gediehen,
Daß mir ihr Wille werde nun verständlich.

JUNO (tritt nebelumflossen auf):
Die Treue seh ich gern, und deine Taube,
Sie duftet mir und macht mich sehr gewogen,
Die Fragen, die du hast, ich gern erlaube,
Ich bin von weit in deinen Sinn geflogen.

JOEL: Das Volk der Berber und der Tyrer Künste,
Sie wollen sich vereinen hier in Frieden,
Wir hoffen, daß da Ehr die Wolkendünste
Empfinden, wenn wir also tun hernieden.

JUNO: Ich denke, daß der Bund von Kunst und Menge
Geeignet ist, den Göttern zu gefallen,
Daß Richtung sei dem Weg und keine Enge,
Beschirm ich die Vereinigung von allen.

JOEL: Um Neues wohl und unbeschwert zu formen,
Bedarf es oft des Abschieds vom Vergangnen,
Denn werden Gift die einst gepflognen Normen,
Erstarrt der Mensch im Wolkendunstverhangnen.

JUNO: Ich bin nicht nur Bewahrerin und Siegel,
Ich pfleg auch Wandel und die Morgenröte,
Der Aufgang hat den Untergang zum Spiegel,
Wenn ich gebär, so weiß ich, daß ich töte.

JOEL: Der Bund des Volkes und der Kolonisten,
Ihm sei die Ehe beider Häupter Krone,
Daß Mann und Frau vermischen ihre Fristen,
Das Volk erhofft, die Göttin dabei wohne.

JUNO: Ich bin bereit zu allem Schirm und Segen,
Kein Werk ist so wie dieses meine Freude,
Wenn Mann und Frau das Volk zusammenlegen,
Erstrahlt im Glanz das ganze Weltgebäude.

JOEL: Ihr sagtet, um ein Großes zu beginnen,
Seis recht, daß das Verjährte drunter leide,
Doch wagt die Fürstin nicht den Mann zu minnen,
Da sie gebannt vor euch in altem Eide.
Sie sagte uns, der Bund komm nicht zustande,
Da sie euch schwor die Treu zum toten Gatten,
Drum biet ich, was euch lieb in diesem Lande
Für eure Huld, die Ehe zu gestatten.

JUNO: Ich lasse Eid und was verpfändet laufen,
Wenn Dido selbst die Bitte formulierte,
Ich würde mir gewiß die Haare raufen,
Wenn ich sie ließ und sie sich dennoch zierte. (Ab.)

JOEL: Nun seht ihr, Dido, in dem Wolkenmeere
Sind Hindernisse nicht für diese Ehe,
Dem Volk zum Glück und zu der Götter Ehre
Die Freude, die die Göttin sprach, geschehe.

JARBAS: Daß sich die Völker mischen und verbünden,
Reich ich die Hand der Schönen aus dem Osten,
Vergessen sein die Schelte und die Sünden,
Wir stellen Werker, Kämpfer, Späher, Posten.

DIDO: Ich werde was ihr sagt nicht lang bedenken,
Nur Abschied nehmen von dem toten Manne,
In Bälde werd ich mich der Frohtat schenken
Und lösen mich vom einst gefügten Banne.
Es ist nicht recht, die Götter vorzuschieben,
Wenn wir uns der Veränderung verweigern,
Und oft geschiehts, wenn Dinge liegenblieben,
Daß sie die Not darauf beständig steigern.
Drum prüfe ich kein langes Für und Wider,
Und wart nicht, daß mir von der Schwester Kunde,
Vor Tagesfrist vereine ich die Glieder
In einem wahrhaft lösungsfreien Bunde.