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Aus »Punisches Lied. Tragödie«.   Vers 49476 bis 49553

DRITTER AUFZUG. VIERTE SZENE


Dido, Jarbas, Joel.

JOEL: Wir hörten und wir sahn das große Feuer,
Das euch die Kolonie macht fast zuschanden,
Wir dachten, dies würd minder ungeheuer,
Wenn viele Hände sich zusammenfanden.
Nicht nur zu löschen, was im Winde lodert,
Auch neu zu bauen, wär euch beizustehen,
Eh Wrack um Wrack im schönen Hafen modert,
Gedachten wir, auf Besserung zu sehen.

JARBAS: Daß sich die Völker mischen und verbünden,
Reich ich die Hand der Schönen aus dem Osten,
Vergessen sein die Schelte und die Sünden,
Wir stellen Werker, Kämpfer, Späher, Posten.

DIDO: Ich danke eurem Volke für die Güte,
Doch bin ich grade allzuschlecht bei Kasse,
Daß mir zu teilen feil bedrohte Blüte,
Weil ich mein Erb ansonsten hier verprasse.

JOEL: Als ihr vor ein paar Jahren hier begonnen,
Da schluckten wir den Schwindel mit dem Ochsen,
Und wär uns nicht manch Vorteil zugeronnen,
Leicht wärs getan, euch wieder rauszuboxen.
Nun sehn wir, euer Bleiben ist gediegen,
Wir können von dem Aufschwung profitieren,
Drum soll es nicht am guten Willen liegen,
Daß wir die erste Feindschaft ganz verlieren.
Wir hoffen nicht auf Gold und Perlenschätze,
Auch keine Geste, zugedacht von oben,
Wir wollen hier nur ein paar nette Sätze,
Daß wir zu Gleichen sein von euch erhoben.

DIDO: Ich bin nicht Göttin, Menschen zu erheben,
Ihr seid doch frei und nirgends unsre Sklaven,
Wir haben euch doch manches Stück gegeben,
Daß ihr uns laßt den Hügel und den Hafen.

JOEL: Es geht uns nicht um göttliches Erheben,
Nur wär ein Bund, der alle Augen lehrte,
Daß unsre Völker miteinander leben,
Ein Zeichen, daß man wirklich uns begehrte.

DIDO: Wie soll ein solcher Bund sich denn gestalten?
Ich bin gespannt auf die Ideen und Muster,
Denn Schaft und Sohle müssen trefflich halten,
Solln gute Stiefel sein dem guten Schuster.

JOEL: Ihr seid schon lange unvermählt, mein Meister
Reicht euch die Hand und damit ewgen Frieden,
In Volkes Augen ists der rechte Kleister,
Daß Wohlfahrt sei der Einigkeit beschieden.

DIDO: Da muß ich eure Freude leider stutzen,
Die Schwester würde ihn vielleicht bekochen,
Doch ist sie heut zu unbekanntem Nutzen
In unbekanntes Neuland aufgebrochen.
Ich selber steh im Eid, dem toten Gatten
Die Einzigkeit im Grabe nicht zu nehmen,
Drum müssen wir zu brechen Sperrzauns Latten
Uns eines andern Bundeswegs bequemen.

JOEL: Ich möchte eure Eidestreu nicht pönen,
Wem ihr auch schwuret und mit welchem Pfande,
Um eures Gatten Anwalt zu versöhnen,
Ist Reichtum doch genug in diesem Lande.

DIDO: Ich schwur der Juno bei der Gabenschale,
Mein Leben ist das Pfand, Gericht die Flamme,
Ich hab bekräftigt manche hundert Male,
Daß Freier dringen nur zum Opferlamme.

JOEL: So gilt es Juno nun zu überzeugen,
Daß dieser Völkerbund zu ihrer Ehre,
Wir wollen uns dem Götterspruche beugen,
Sei es, daß sie das Eidespfand verwehre.

JARBAS: Daß sich die Völker mischen und verbünden,
Reich ich die Hand der Schönen aus dem Osten,
Vergessen sein die Schelte und die Sünden,
Wir stellen Werker, Kämpfer, Späher, Posten.

DIDO (ignoriert Jarbas, zu Joel):
Nun gut, wir wollen gleich die Göttin fragen,
Ihr seht, die Scheite sind schon aufgerichtet,
Ich bitte euch, den Brand hineinzutragen,
Daß uns vom Himmelswillen sei berichtet.

JOEL (macht mit geübter Hand Feuer):
Wohlan, dies ist ja trefflich vorbereitet,
Nun werden wir die große Göttin schauen,
Und wenn sie Huld auf unsre Wünsche breitet,
Kann sie die zu Vermählenden gleich trauen.