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Aus »Punisches Lied. Tragödie«.   Vers 49428 bis 49475

DRITTER AUFZUG. DRITTE SZENE


Dido, Timon.

TIMON (stürzt mit verschmorten Kleidern herein):
O schwarzer Tag, o Schande, o Verbrechen,
Eur Schwester hat mit Pluto sich verbündet,
Niemandem je gelangs, uns so zu schwächen,
In Frage steht, was wir vor Zeit gegründet.

DIDO: Was sprecht ihr von der Schwester? Werdet klarer!
Kam sie zuvor der grad verfügten Sperre?
Was wurde aus dem sturmerprobten Fahrer?
Venehm ich nichts als weibisches Geplärre?

TIMON: Die Schwester, ja, ja die ist weg, geflohen,
Sie ließ uns hier allein mit ihrem Spotte.
Daß wir sie mit Verfolgung nicht bedrohen –
Im Hafen brennt, verbrennt die halbe Flotte!

DIDO (betont ruhig):
Dies ist der Wahn, wenn Amor seine Pfeile,
Verschießt, da kann Vernunft nur elend sterben.
Sie wähnt sich auf dem raschen Weg zum Heile
Und rast auf raschem Wege ins Verderben.
(sehr nachdenklich):
Wir können, Timon, Götter nicht betrügen,
Die Venus schaut nicht nur auf Platz und Garten,
Selbst wenn wir uns zu Pluto hinverfügen,
Sie kennt doch unser Herz und seine Scharten.
Sie fügt es so, daß wir uns selber richten,
Und Anna wird die Eifersucht erkennen
Lavinias und auf alles Glück verzichten,
Sie mimte mich und wird statt meiner brennen.
Dies Opfer wird mich freilich auch nicht retten,
Ich schwor, ich brächte dieses Land zum Blühen,
Doch bleib ich in den früh gefügten Ketten
Und werde dort am Ende noch verglühen.
Das Feuer, das wir töricht Liebe heißen
Die Flotte nahm und eure guten Kleider,
Und alles was da ist wirds in sich reißen,
Denn ihm gewachsen ist kein andrer Scheider.

TIMON: Verzeiht mein Stammeln und die große Eile,
Hinab muß ich, den Löschzug anzuführen,
Wir haschen meist vergeblich nach dem Heile,
An diesem Spruche ist wohl nichts zu rühren.
Es drängt mich, euch mein Beileid auszusprechen,
Daß ihr im Wahn die Schwester habt verloren.
Sie ging schon zündelnd um, dann aufzubrechen,
Als ihr zum Turm befahlt den alten Toren.
Ich glaub euch gern, daß hier die Götter walten,
Doch wars seit je des Menschen Part im Stücke,
Daß er sich füg den Starken und den Alten
Und dennoch hoff, daß eine Stunde glücke. (Ab.)

DIDO: Ich wünschte, ich wär ganz von seinem Stoffe,
Doch steckt in mir so manche andre Faser,
Ich weiß nicht recht, was ich für mich erhoffe
Und ob ich Hagelschlag bin oder Glaser.