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Aus »Punisches Lied. Tragödie«.   Vers 49360 bis 49427

DRITTER AUFZUG. ZWEITE SZENE


Dido, Timon.

TIMON: O Herrin, ihr befahlt mir gleich zu kommen,
Wenn Anna schlich zurück in ihre Kammer,
Es schien mir jüngst, sie habe zugenommen
In ihrem einsam zugeknöpften Jammer.

DIDO: Es ist nun raus, was dran an dem Geblödel,
Daß ich die Venuskinder hier bewirte,
Ihr wart, Verwalter, hier ein rechter Dödel,
Und nicht wie ich gedacht ein guter Hirte.
Ich hoff, Ihr wollt euch bessern und bewähren,
Seid auf Verdienst aus und aufs Ehrenvolle,
Sonst müßte ich des Aktes Hergang klären,
Und eure schwache Dunkelmänner-Rolle.
Die Anna ist verknallt in den Dardaner,
Sie findet wundervoll, daß sie nun schwanger,
Da wird zum Affen jeder Zukunftsplaner,
Doch vor den Göttern ist mir da noch banger.
Die Venus muß als Kupplerin verzagen,
Mir zugedacht hat sie den Part der Minne,
Es ist ein Ding von Wochen oder Tagen,
Daß sie der großen Niederlage inne.
Mir ist da fast noch lieber das Geschwatze
Der Gosse, wo die Heuchlerin mein Titel,
Eh mir die Göttin Aug und Scham zerkratze,
Und mir das Feuer bleibt als letztes Mittel.
Das Klügste scheint mir, etwas Zeit zu schinden,
Wenn Anna im Palaste und verborgen,
Wird sich vielleicht noch eine Rettung finden,
Wenn heute nicht, vielleicht doch übermorgen.

TIMON: Aeneas folgte gleich nach der Affäre
Im Land Italien Phoebus’ heilgem Willen,
Gleichgültig ist der Venus jede Zähre,
Und ob da Anna oder Dido stillen,
Es ging nur drum, daß Juno focht mit Winden
Und also sie mit Häme abzulenken,
Dem Helden stands nicht frei sich hier zu binden,
Drum ist die Raschheit ihm nicht zu verdenken.
Tot schlug er jüngst den Turnus, um zu freien
Lavinia, Sproß des Königs der Lateiner,
Dort gilt es eine große Stadt zu weihen,
Was davon fern, beachtet also keiner.
Ich denk, die Sache wird sich rasch verlaufen,
Nur eine Nacht, von Jahren nicht Dekade,
Doch Anna sollt kein Pergament mehr kaufen,
Es wäre sonst um die Prinzessin schade.

DIDO: Dies mag so sein, ich geh auf Nummer sicher,
Acht wohl darauf, daß Anna nicht die Straße
Betritt und daß mir nicht der Pöbel kicher,
Denn sonst verlier im Zorne ich die Maße.

TIMON: Ich will gleich gehn, die Kammer zu bewachen,
Der Turm hat starke Gitter vor den Fenstern,
Da brechen sich die Zähne selbst die Drachen,
Auch hörte ich dort niemals von Gespenstern. (Ab.)

DIDO: So weit so gut. Nun will ich Juno rufen
Und ihr beteuern, daß den Eid ich halte,
An meinem Turm gibts Leitern nicht und Stufen,
Und meine Festheit duldet keine Spalte.
(Sie holt eine geschlachtete Taube, schichtet Scheite auf und versucht, mit einem Bohrer Feuer zu machen.)
Der Zunder war noch nie so widerspenstig,
Es ist ein Spiel, das grad wie abgekartet,
Verliererin und Laß-es-bleiben nennts dich,
Ich hab doch auf die rechte Zeit gewartet.
(Sie versucht es weiter.)
Es will nicht gehn, als ob ein Hexenbesen
Strich übers Haus und fluch mit schwarzem Zahne,
Ich will mir einen andern Ort erlesen,
Daß ich mir Weg ins Wolkenhohe bahne.
(Lautes Türenschlagen, Soldaten auf den Treppen.)
Kein Wunder, daß die Scheite mir nicht flammen,
Mein müdes Tun kann diese Hatz nicht wehren,
Und fasse ich die Funken nicht zusammen,
So kann ich mich nicht einmal selbst verzehren.