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Aus »Punisches Lied. Tragödie«.   Vers 49304 bis 49359

DRITTER AUFZUG. ERSTE SZENE


In Didos Palast. Im Hintergrund eine bemalte Wand mit der Ochsenhaut-Szene. Anna, hochschwanger, niedergeschlagen auf einem Stuhl, Dido läuft nervös auf und ab.

Dido, Anna.

DIDO: Ich will die Einzelheiten gar nicht wissen,
Ich weiß genug. Es ist auch offensichtlich.
Verschone mich mit den Gewissensbissen,
Du brauchtest den Verstand gar vorgeschichtlich.
Dir ist bekannt, was ich zu dulden hatte,
Da alle Welt mir spottete und höhnte,
Mein Garten wär die rechte Rasenmatte,
Daß Trojas Helden sich der Schmerz verschönte.
Man sprach, der Fürstin Ehrbarkeit und Adel
Seis recht, daß man sie im Vorbeifahrn raubte,
Doch lächerlich sei hier ein jeder Tadel,
Weil ohnehin hier keiner daran glaubte.
Nun sieht man klar, und Venus wirds empören,
Daß noch gerißner als die Schaumgeborne
Ein Weib verfuhr, die Götter werdens hören,
Bei Juno weicht der Segen ihrem Zorne.
Was ich geführt zur Stadt und dann zum Reiche,
Du hasts verspielt als ungezogne Göre,
Und selber wardst zum Schatten und zur Leiche,
Und in den Gassen hör ich Spötterchöre.
Dies alles scheint dich wenig zu bekümmern,
Du schweigst verstockt und gibst dich gar beleidigt,
Bei zwiefach Rat befolgst du stets den dümmern,
Und dieser wird von dir auch noch verteidigt.

ANNA: Ich würde, was ich tat, auch wieder machen,
Es ist mein Schicksal und ich trag es gerne.

DIDO: Du willst in mir das Oberhaupt verlachen?
Und glaubst nicht, daß du taube Nuß im Kerne?
Was willst du tun, als alternd zu verwaisen,
Kein Mann wird je ein solches Flittchen freien,
Was mischtest du dem Silber schlichtes Eisen,
Wohl meinend, daß dies rechte Partner seien?

ANNA: Manch einer freit die Frau mit einem Kinde,
Erst recht, wenn dieses Stolz für seine Sippe,
Matronenhaft ich deine Worte finde,
Ich nehm mein Leben nicht auf leichte Schippe.

DIDO: Du lasest viel zu viel die schlechten Dramen,
Selbst dort führt solches meist zur Katastrophe,
Weil sich die Väter oft das Leben nahmen,
Wenn Kinder allzu ungleich sind am Hofe.
Wie soll ein Mann es selbstbewußt ertragen,
Wenn ihm das Stiefkind stets beschämt den Samen?
Wer ist bereit, ein solches Los zu wagen,
Wo viele bald um Glück und Leben kamen?

ANNA: Mein Sohn wird heldisch tun mit seinem Schwerte,
Ein Thema wird er Mimen und dem Sänger,
Dies ist, was ich in Tyros schon begehrte,
Denn einzig so wirds Menschenleben länger.
Als Mutter bin ich nicht mehr Kind und Mündel,
Ich habe teil an Sagen und Legenden,
Ich hab es satt, als Sack in deinem Bündel
Die Jugend und die Hoffnung zu verschwenden.

DIDO: So so, nun gut, wir sprechen später weiter,
Ich suche einen Ausweg zu ersinnen,
Doch ist der Himmel noch so hell und heiter,
Du bleibst für nächste Zukunft hier und drinnen.