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Aus »Punisches Lied. Tragödie«.   Vers 49699 bis 49778

DRITTER AUFZUG. SIEBENTE SZENE


Timon, Joel.

JOEL: Was ist hier los, was ist das für ein Feuer?
Mit scheints zu groß, die Göttin zu befragen.
Wer schichtete hier Scheite ungeheuer,
Was soll uns diese Holzverschwendung sagen?

TIMON: Die Herrin hat es not und gut befunden,
Die Göttin auf der Wolke aufzusuchen,
Ich hoffe, dieser Ausgang will euch munden,
Denn ihr bekommt gewiß ein Stück vom Kuchen.

JOEL: Was Kuchen? Meinen Herren zu verschmähen,
Ist sie der Eh zu Pluto ausgewichen,
Die Reste seien schmackhaft hier den Krähen,
Sie hat den Pakt des Bundes durchgestrichen.

TIMON: Dies seht ihr falsch. Gar viele schöne Frauen
Gibts in den Adelshäusern der Hellenen,
Ich werd schon bald mit meiner Flotte schauen,
Daß euer Herr sich braucht nicht mehr zu sehnen.
Die Gründerin, sie floh im Brand der Scheite,
Weil sie der Venus Haß sich zugezogen,
Sie sagte mir, wir wären nur Gefeite,
Hielt Juno sie im Opfer uns gewogen.
Der Eid wär ihr gewiß erlassen worden,
Doch nicht die Söldner vom Lateinerlande,
Zu schützen uns vorm Brennen und vorm Morden,
Sie sehend in das große Feuer rannte.

JOEL: Was soll ich Jarbas von der Sache melden?
Mein Werben endet in der Katastrophe.
Das Feuer mögen Frauen vor den Helden,
So laß ich mich nicht blicken mehr am Hofe.

TIMON: Sagt, ihr erfuhrt, in ihrem Heimatstamme
Ward Dido nur die zweite oder dritte,
Es taugt gewiß dem stolzen Hahnenkamme,
Holt man die allererste aus der Mitte.
Dies ist nun rasch und unverzagt zu sorgen,
Hochstaplerinnen taugen nicht dem Lande,
Unfähig, sich die Erstgeburt zu borgen,
Schien Dido Tod erträglicher als Schande.
Sie hätt ihn selbstverständlich gern genommen,
Doch konnte sie der Wahrheit nicht enteilen,
Denn einem großen Berberfürsten frommen
Ganz andre Weiber als die Strandgut-Feilen.

JOEL: Betrügt ihr mich, so lasse ich euch töten,
Ich kenne Schlangen ohne Furcht und Gnade.

TIMON: Wir haben schon genug mit unsern Nöten,
Als daß ich mir noch weitre Feinde lade.
Ihr glaubt nicht an den Sinn des Opferbrandes,
Und meint, da wären andere Motive,
Jedoch bedenkt den Nutzen dieses Landes,
Dems arg, wenn es die Handelsmacht verschliefe.
Wir beide sind berufen zu bestimmen,
Nicht weil wir kommen aus geweihtem Hause,
Wir wissen, wo die Helfer, wo die Schlimmen,
Und wir sind frei zu nutzen Schicksals Pause.
Wenn wir uns stützen und vernünftig stellen,
Kann sichs mit Fraun und Göttern doch verhalten
Wies will, da dem Verhaltenen und Schnellen
Wir stets als Meister der Erkenntnis walten.
Die Eitelkeit, der Hang zu Mythentreue,
Dies ist uns fremd, weil wir dem Diesseits frönen,
Wir halten nichts von Grabesduft und Reue,
Die Welt ist feil den Starken und den Schönen.

JOEL (gibt Timon die Hand):
Wohlan, Karthago soll das Fürchten lehren
Die Welt, die sich verschaukelt in den Mythen,
Genug davon wird in die Bücher kehren,
Wenn wir aus Schutt und Zwietracht mächtig blühten.
Da taugt selbst dieses Feuergrab der Frauen,
Dem Volke zeigts das schwere Los der Großen,
Und neidisch keiner soll den Fürsten schauen,
Weil nirgends wächst ein Stand im Fessellosen.
Auch soll der Fluch der Venus allen sagen,
Daß Strafe folgt auf zu geringes Mühen,
Die Aufruhr soll kein Sterblicher je wagen,
Sonst gehts den Späten wie es ging den Frühen.
Ein stärkrer Bund als Hochzeit und Geblüme
Verein das Land im Wuchern und Erwerben,
Der Zweifel schafft die ärgsten Ungetüme,
Und Mißmut und Verfall sind seine Erben,
Drum sein in Ehren Didos Feuerreste,
Martyrien sinds, worauf das Volk begierig,
Der Glaube ist dem Staate stets das beste,
Und also ist die Herrschaft nicht mehr schwierig.