|
Aus »In den Isarauen«. Gedichte 2009 Vers 31520 bis 31567 KINDEL Daß das Kindel einst ertrunken, Ist vielleicht nur späte Mär, Doch die Mauern, die hier prunken Kommen aus den Zeiten her, Wo allein die Macht der Sage, Gab dem Siedeln Stand und Grund, Darum stets mit Schaudern trage, Was dir sagt der dunkle Mund. Ehe unsre Hände schichten, Stein und Balken, Wand und Dach, Nisten Lieder und Geschichten Prall gefüllt mit Ungemach. Daß an jedem Anbeginne Wacht ein Opfer in der Nacht, Immer wieder neu besinne, Denn auch du bist so gemacht. In dem Wappen streckt die Hände, Hier zum Segen, da zum Eid, Jener, der Beginn und Ende Stiftet eine Zwischenzeit, Kuttenträger, Gold-gerändert, Nach dem Alten Reich gefärbt, Wird von manchem Aug verändert, Das die frühen Zeichen erbt. Nach Geschmack zur Maid, zum Knaben, Doch verjüngt bald mehr und mehr, Ward das Goldkreuz auf dem Raben Nicht mehr wuchtig oder schwer, Trocken unter Sparrn und Schindel, Dachten Maler und Poet Sich den Wappenmönch als Kindel, Das im Fluß zugrunde geht. Dies historisch zu verlachen, Steht nicht an dem jungen Gast, Doch es scheint, die besten Sachen Hat er gleichwohl doch verpaßt, Von der Stadt ging aus ein Leuchten, Dies mag so gewesen sein, Aber die den Glanz verscheuchten, Treiben heut die Miete ein. Also halt dich an die Spuren Nach der Kindelzeit der Stadt, Als hier noch die Droschken fuhren Und der Markt noch nicht so glatt, Wo sich Poesie verflüchtigt, Schärf die Liebe sich das Aug, Daß Verlornes dich ertüchtigt Und zu neuem Glanze taug. |