Willkommen

Lebenslauf

Aktuell

Werke

Publikationen

Audio

Leserstimmen

Besucherbuch

Impressum
 
voriges Gedicht nächstes Gedicht

Aus »Das Murmeln der Ilm«. Gedichte 2008   Vers 27048 bis 27089

SCHILLERHAUS


Als ich noch nicht zwanzig Lenze
Hatt gesehn und Schwalbenschwänze
Jagt in Sommers Abendröte,
Wollt man den Charakter testen
Und man gab die Frag zum besten,
Liebst du Schiller oder Goethe?

Goethe, sagt ich ohn Begreifen,
Daß sich so ein kleiner Streifen
Meines Wesens offenbare,
Doch inzwischen ist mir stimmig,
Daß die Frag nicht minder grimmig
Als die Länge meiner Haare.

Goethe sprach mir froh und farbig,
Schiller schien mir pockennarbig
Und Moral ein Fastenessen,
Wald und Heide, Liebeswunder,
Baches Kühle, Flammenzunder,
Lassen Ethik gern vergessen.

Später las ich von Hopliten,
Von der Kriegermönche Riten,
Fühlte mit dem Questenberge,
Und ich hab die Not erfahren,
Daß die Taten offenbaren,
Wer dir treu und wer der Scherge.

Schließlich, daß im deutschen Tage
Alle Zeit die Ernte trage,
Offenbarte Urverwandtes,
Und ich spürte mit der Reife,
Daß ich seit der Kindheit streife
Mit den Göttern Griechenlandes.

Heut sind mir die beiden Männer
Vorm Theater Mai und Jänner,
Erntedank und Ostermorgen,
Und ich werd, solang ich lebe,
Hoffend, daß der Herr es gebe,
Stets von allen beiden borgen.

Also sprach der Test im Klaren,
Was man ohne ihn erfahren,
Nämlich, daß ich grün und grimmig,
Und ich werds auch weiter bleiben,
Ohne Halbheit unbescheiden,
Und vielleicht am Ende stimmig.