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Aus »Das Murmeln der Ilm«. Gedichte 2008 Vers 27000 bis 27047 HERDERKIRCHE Auf der Weimaraner Bühne Ist Erato und Euterpe Und der Mutter Mnemosyne Goethen stets die Lorbeerschärpe, Doch der Genius deutschen Blutes Reicht die Eichel Herdern hin, Weil das Tasten seines Mutes Gab dem Volk den Eigensinn. Goethe thront als ein Vollender Auf Entwurf und Neuerwachen, Herder ist ein Wartenwender Und ein Kind des Wasserdrachen, Ernster warn ihm Kant und Hutten, Als das Weltenkind es mag, Drum hat er in Dulderkutten Auch verlebt den späten Tag. Was da später aufgedröselt Klassisch und romantisch tönte, Ist bei ihm noch unzerbröselt, Da den Schrecken er nicht schönte, Er hat weiter vorgegriffen, Als ihm Gott den Atem ließ, Goethe hat indes geschliffen Und gehegt sein Paradies. So wie Zeus muß Hermes lassen Manchen Streich, so sind die Kleider, Drein wir Erdenkinder passen, Eng, und mancher sagt hier: leider. Aber wenn wir Goethen singen, Sollt es nie nicht wie Wieland gehn Herdern, der in vielen Dingen Ging, wo Goethe konnt nur stehn. Goethen wars, den Himmelszeichen Und zerstörten Weltkonzepten Unverbindlich auszuweichen, Wen sie auch zum Henker schleppten, Goethe blieb in seiner Stube, Schien ihm abgeschmackt das Spiel, Ans Gericht und an die Grube Dacht er lieber nicht so viel. Herder, der den Grimms es lehrte Einzusammeln unsre Märchen, Dachte dort, wos keiner ehrte, Denn die Menschen lieben Lerchen, Goethe findet nie den Richter Wie der Fink des Ahornbaums, Herder ist nicht nur ein Dichter, Sondern Stifter eines Traums. |