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Aus »Zwischen Dünwald und Pleiße«. Gedichte 2008 Vers 24354 bis 24433 TILLEDA Als ich Kind war, Onkel, Tanten Hatte, deren meiste blöd, Kamen auch die Westverwandten, Denens Orlagau zu schnöd. Also gabs Kulturprogramme, Die ansonsten nicht geschahn, Daß sogar vom Rennsteigkamme Etwas meine Augen sahn. Zwei der Reisen zu entsinnen, Weiß ich mich ein Leben gut, Dieses warn der Wartburg Zinnen Und der Kyff, drin Rotbart ruht. Auf der Wartburg durft ich reiten Eselhoch zur Matinee, Hab gebettelt Jahr und Zeiten, Daß ich dies noch einmal seh. Als ich sechzehn, fuhr alleine Ich im Zug ins Hörselland, Nicht bei Wessis an der Leine, Hab ich dort mein Herz erkannt. Dieses steh auf anderm Blatte, Denn der Kyff ist heute dran, Daß ich erstmals Höhnangst hatte, Haftet diesem Denkmal an. Sonst hab ich nur ein paar Bilder, Von der Grotte sah ich nix, Auf der Reichsburg sperrten Schilder, Was ich nahm als böse Tricks. Daß das Beste mir verborgen, Hab ich damals schon gedacht, Und so wirds auch heut und morgen Bleiben, wenn die Sonne lacht. Als ich Firmling der Gemeinde Und die Lehrer sagten Sie, Hatt ich Muttersorg zum Feinde, Weil ich nach der Ferne schrie, Eines Sommers hoch zu Rade Fuhr ich mit dem Freund vom Dorf, Daß im Straßen-Sonnenbade Stirne mir und Arm verschorf. Rasch gewann das Thüring-Becken Unsrer Räder frühe Fahrt, Was man mühelos an Strecken, Wenn die Kräfte aufgespart, Schafft, hab ich nicht ahnen mögen, Denn es hieß nur einfach: weg! Als es Abend, sahn uns Bögen, Denn am Kyffberg schob der Treck. Schlaf ward uns in einem Schober, Und die Liebe nebenbei Fand hier ihren ersten Lober: Ob dies was vom Kyffe sei? Später wars mir lange peinlich, Zu dem neuen Glück zu stehn, Meine Kinderstube reinlich, Hatte andres vorgesehn. Was an Freiheit ich erworben, Blieb zuletzt ein schmaler Grat, Denn zuhause war gestorben Meiner Kindheit Kamerad, Zur Beerdigung zu kehren, Ließ ich rasch die Radtour stehn, Immerhin: die Kyffe lehren, Kannst sie ohne Wessis sehn. Lange kam ich hier nicht wieder, Denn nach Bayern ging ich fort, Und von Stacheldraht ein Mieder Schirmte jeden Heimatort, Erst im Pulk der Questengänger Ward der Kyff erneut bereist, Und ich wurde deutscher Sänger Gänzlich mit Kyffhäusergeist. Nun sind wir schon längst Vertraute, Rotbart hat recht viel Humor, Ob da Raben an der Raute, Noch ist nicht die Zeit fürs Tor, Aber es ist keine Frage, Daß sie kommen wird und bald, Mancher freilich hälts für Sage, Wenn im Berg Gelächter hallt. |