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Aus »Saalisches Lied«. Gedichte 2007   Vers 20795 bis 20834

LOBDEBURG


Lobdeburg: Ruinenwall,
Schwanker Mauern Leergezähn,
Hohle, die verstärkt den Hall,
Einsamkeit, Geraun, Gewähn,
Groß erdacht und groß geschaut,
Nordlicht überm Orlagau,
Sporn mit reich geschmückter Haut,
Schulmann für so manchen Bau.

Schau die Tür nach Osten hin,
Das Arkaden-Fenster faßt
Eine Nische, Blenderin
Hohem Licht, das uns verblaßt,
Die Kapelle, der Altar
Und der Morgenerker stehn
Für der Engel Preiserschar,
Die wir nicht mehr hörn und sehn.

Doch der karge Rest der Zeit,
Der die späteren Gewürm,
Hat vom Mut der Heiligkeit,
Daß der Edle schicht und türm,
Noch genug, daß dieser Keim
Zur Gemeinde solche macht,
Denen Heimat Trutz und Heim
Vor dem Wahn aus Zins und Pacht.

Dem Verfall mit Mut zu wehrn,
Schafft Gemeingeist, Schaffenslust,
Lied und Sage stolz zu ehrn,
Bricht des Herzens Panzerkrust,
Denn der Bauherr ist, wer schafft,
Und wer schaffen will, der singt,
Weil dem freien Werke Kraft
Selbst der späte Himmel bringt.

Wer in solchen Bürden schwitzt,
Schläft am Abend rein und tief,
Nicht als Exeget gewitzt
Im Foliant und im Archiv
Zeigt sich Gott dem deutschen Sinn,
Denn der Schöpfer liebt das Werk,
Den bescheidnen Neubeginn
Heute auf dem Lobdeberg.