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Aus »Saalisches Lied«. Gedichte 2007 Vers 20745 bis 20794 DAS LIED DER KUNIGUNDE Ich schwebe weiß gewandet zwischen Buchen, Seit man das Schloß der Hohenzollern schliff, Ich darf nicht Gnade noch Vergessen suchen, Muß beider so wie der Erinnrung fluchen, Ich bitte jeden Jägersmann: ach, triff! Ach, daß ich fiel - doch was liegt am erneuten Fall, grundlos, wo mich Hall und Klippe narrn, Ich bin ein Weib, verfemt von allen Leuten, Es mag mich gern der Höllenschlund erbeuten, Wenn nicht mehr diese Kinderaugen starrn. Kommst du vorbei an alter Kemenate Zu Orlamünd, bedenk das klamme Los, Der schöne Albrecht weilte hier als Pate, Dem Sprengel freund und wohl mit seinem Rate Den Knaben aus dem Grafenstamme groß. Er war gar stattlich und sehr gut den Frauen, Sein Aug war blau und kräftig seine Hand, Es fiel nicht schwer, auf seinen Mut zu bauen Und ihm im tiefsten Herzen zu vertrauen, Ich hätte ihn so gern als Mann erkannt. Was er orakelnd sprach, aus allen Schächten Mir hallt, die schönste Blüt in deutschen Gaun Würd er so gern in seine Krone flechten, Doch müsse er mit seinem Wunsche rechten, Solang vier Augen noch dazwischenschaun. Er war ein guter Sohn, dem wohl die Pläne Der Eltern hießen, Haus und Stamm zu mehrn, Doch als er heimwärts ritt mit blonder Mähne, Da flüsterte der Teufel dreist, er wähne, Daß ihn die Früchte erster Eh entehrn. In einer Nacht, da Sturm Dämonen weckte, Ward meine Liebe bitter, bös und weh, Daß ich mein Herzblut selber niederstreckte Und heuchlerisch am Tag mein Kleid befleckte Die Träne, daß des Herren Will gescheh. Was war, sprach ich dem Henker und dem Pfaffen, Doch ward mir wohler nicht bei dieser Beicht, Ich spür das Urteil meine Züge straffen, Ich muß die Kunde zu den Enkeln schaffen Und weiter, und mir wird nicht froh noch leicht. Die Liebe kann uns groß und herrlich heben, Doch stürzt sie auch in tiefste Finsternis, Wenn wir das Recht, das Heil und alles geben, Und endlich als Gespenst durch Wälder schweben, Nur noch das Gift von einem Natterbiß. Allein die Liebe zu des Heilands Wunden Ist sicher vor des Teufels Liebeswahn, Und weckt dich Liebesgram in Geisterstunden, Erinnre dich des Leids von Kunigunden, Und hüte dich vor dem, was sie getan. |