|
Aus »Das Jahr des Heils«. Gedichte 2006 Vers 16732 bis 16775 ECCLESIA MILITANS Bei Michael, der herrlich mit der Drachen Des Hochmuts und der Widerschöpfung ficht, Sollt jeder Christ ein Streitexamen machen, Auf Erden endet uns das Böse nicht. Es wandelt oft Gestalt, oft Weg und Weise, Wer treu ist, hat es freilich leicht enttarnt, Es mag gar lieblich sprechen klug und leise, Bevor es tückisch vor der Kirche warnt. Will einer dich zu Christi Werk belehren, So prüfe, ob er bloß die Namen tauscht, Denn mancher scheint den Heiland zu verehren, Obwohl er sich am eignen Wort berauscht. Die Kirche hat jahrtausendlang gerungen Um Wahrheit, gab sie keinem Vorteil preis, Der Neunmalkluge, Eitelkeit-durchdrungen, Braucht wenig Wissen, weil er alles weiß. Wer meint, er könne auf das Heil verzichten, Das Denker, Beter, Heilige erbracht, Den kann der Böse fingerleicht vernichten, Weil er als Tor die Tradition verlacht. Nicht nur die Engel solln dem Drachen wehren, Ein jeder Christ führ ihre Werke fort, Den Drachen stößt man in den Grund mit Speeren, Gewöhnlich reicht schon oft ein klares Wort. Von Sachzwang spricht, von Management der Böse Aus seinen Hülsen stinkt der Eigennutz. Aus der Gewohnheit, die er mästet, löse Dein Herz und hüte dich vor Neid und Putz. Es sind in dieser Zeit der Angebote Die Nihilisten in der Überzahl, Und nie zuvor und nirgends noch bedrohte Die Alltagswege solche Höllenqual. Der Mode und der Technik zu entsprechen Ist kindisch und schon oft ein kurzer Pfad, Der frohen Botschaft vorzuziehn die frechen Reklamebilder, denen nichts zu schad. Der Herr hat nie verlangt dich anzupassen, Er spricht: dein Herz sei rein und ohne Arg, Und wagst du den modernen Spuk zu lassen, So spürst du ihn und deine Fäuste stark. Und wer in Würden dient der Christgemeinde, Der habe acht und hege Sorg und Müh, Daß jedes Glied des Kirchenleibs befeinde Das Böse und des Heilands Wunder blüh. |