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Aus »Das Jahr des Heils«. Gedichte 2006 Vers 16678 bis 16731 DER FALL VON MALTA Von Hompesch, Freiherr, auf dem Schloß Bollheim bei Oberelvenich Geborn, war einzger deutscher Sproß, Der je im Mannesalter sich Großmeister aller Zungen nannt Im Johanniter Ritterstand. Zweihundert Jahre nach dem Tod Wird sein Gedächtnis hoch geehrt, Doch was er tat in hoher Not, Hat uns das Christsein nicht gelehrt, Drum sei um unsers Herren Ehr, Berichtigt eine fromme Mär. Der Fall von Malta war ein Schlag Für das gesamte Abendland, Es hielt an diesem Schicksalstag Die res catholica nicht stand, Drei Ritterorden Treue schworn, Jetzt ging die letzte Burg verlorn. Es heißt, es fehlte Widerstand, Weil Brüder nicht auf Christen haun, Doch was gedroht mit Frevlerhand, Ist nirgends christlich anzuschaun, Der Erb des Guillotinenclans Die Kirche haßt am Rand des Wahns. Wie kein Tyrann seit den Cäsarn Als Vorbild für den Bolschewist, Napoleon, der mit Haut und Haarn Als Feldherr steht des Antichrist, Drum war hier List und Mut Gebot Und nicht die Furcht vor Brand und Tod. Er kam mit großer Übermacht, Drum fände nur Verhandlung Ruhm, Doch hat von Hompesch nicht bedacht, Daß er als weltlich Fürstentum Hätt dauern können bis in Wien Tagt der Kongreß, statt blind zu fliehn. Dem Plündern hätt es nicht gewehrt, Doch tote Dinge heilt der Fleiß, Und blieb der Staat uns unversehrt, Die Zeit oft Rat und Beßrung weiß, Doch wich hier vor dem Höllenpfuhl Mit Rittern auch der Heilge Stuhl. Wenn fällt des Ritterstands Bastion, So steht Europa bald beflaggt In Rot, und Zähne fletscht auch schon Der Drache, der das Kreuz zerhackt, Der Heiland ist Geschöpfen gut, Doch vor dem Teufel zeigt er Mut. Drum bleibt am Ende festzustelln, Am Glauben es den Herrn gebricht, Daß meist Franzosen in den Zelln, Verringert hier das Urteil nicht. Wenn einer mehr als Christ Franzos, Sagt er sich von der Kirche los. |