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Aus »Das Jahr des Heils«. Gedichte 2006 Vers 16594 bis 16677 BERNHARD VON CLAIRVAUX Da jung mit dreißig Streitern die Zisterze Er stärkte, war die Bruderschaft noch neu, Daß Clunys Mönche Benedikt untreu, Sprach man mit Tat und nicht etwa im Scherze. Daß ihn kein weltlich Sinn und Prunk erfreu, Daß nur den Herrn ein hartes Leben herze, Und alle Hoffart Christi Milde merze, Ließ er den Hof und den Burgunder Leu. Der glänzenden Begabung, strengem Denken Gepaart, verneigten sich die Herrn der Zeit Und ließen ihn durch Rat die Reiche lenken. Er blieb zu keinem Würdenstab bereit, Des Namens Größe soll kein Amt beschränken, Sein Wirken, über manch Jahrhundert weit. Kein Herr, kein Priester stritt mit eingeflößter Ermahnung, die als Christi Flammenstroh Der Diener gab, zum Abte nach Clairvaux Entsandt als aller Glaubensmehrer Größter. Sein Wort, sein Schreiben, gilt in A und O Dem Hirten, der uns aller Bürden Tröster, Daß ganz Europa freun die Ordensklöster, Macht er die Botschaft stimmgewaltig froh. Allein die Häresie, die Sarazenen Sind ihm ein Dorn und nach des Heilands Grab Möcht er so gern die Christenreiche dehnen. Doch ob man auch die hehrsten Ritter gab Des Abendlands, Jerusalem belehnen Vermocht kein Kaiser und kein Bischofsstab. Zisterzen wachsen fern vom Lärm der Städte, Der nur die Bettelorden-Mönche nährt, Wer aber in der eignen Leistung fährt, Pflegt fern vom Teufel Lobgesang und Mette. Dreifaltigkeit in ihrer Baukunst kehrt In Fenstern, daß kein Heidenprunk sie kette, Gebrichts an Farben, Höhenlust und Wette, In Schlichtheit wird des Heilands Wort geehrt. Die Glocke trägt ein Reiter auf dem Dache In einer Au, da sonst kein Bauer wohnt, Denn Türme sind nicht dieser Brüder Sache. Da Pioniergeist Kraft und Müh nicht schont, Ward es ihr Werk, daß manche Ödnis lache, Im Osten gar, der weiter keinem lohnt. Noch Luther rühmt Bernhard als reinen Christen, Hoch über dem Gezänk und dem Geschmeis, Die Stadt, die seinen Mut im Wappen weiß, Trutzt sicher Teufels ungezählten Listen. Zwar gab der Protestant die Klöster preis, Doch Bernhards Werk die Römerfeinde hißten Als wahrenswert, im Seminar beflißten Sich die Konvente um ihr frühes Reis. Noch heute sucht die Bruderschaft zu mehren Den Geist, daß er die Offenbarung faß, Und hält die Bildungstradition in Ehren. Die Schule und das Buch verbannt den Haß, Denn reifen Geists bedürftig sind die Lehren, Die aller Missionare Alpenpaß. Bekannt sind auch die schlanken Bernhardshunde, Die Mönchen halfen zwischen Eis und Schnee, Bedrängte von Lawinenlast und Weh Zu retten durch die rasch gemachten Funde. Doch heute wär ein schlechter Scherz der Dreh, Zu suchen noch mit diesem Tier im Bunde, Im Zuchtwahn ging der Mythos längst zugrunde, Zu schwer ist nun der Hund der Charité. Dabei wär heute, wo so viel verschüttet, Ein Diener not mit Nase und Instinkt, Denn selbst die Fundamente sind zerrüttet, Darauf Europa Heil und Frieden winkt, Doch was noch Erz birgt, wird sofort verhüttet, Bis nur noch Schwefelkies zum Himmel stinkt. Bei Bernhard lern, es zählt allein der Glaube, Die Liebe reift aus ihm und alles Werk, Daß er den Glauben täglich rüst und stärk, Den Heiland bitt und nicht des Weinbergs Traube. Dich schrecke weder schlechter Weg noch Berg, Nicht Urlaub träum und nicht die Sommerlaube Und denk nicht, daß die Müh dir Würde raube, Im leichten Spiel den Teufel stets bemerk. Denn wahre Freude ist allein im Bilde Erlösers, das Gemeinschaft dir erschließt, Drum suche nicht exotische Gefilde. Wenn dich der Regel strenge Uhr verdrießt, Vergleich die Freiheit mit dem Tod im Schilde Der Freiheit, welche Saat mit Liebe gießt. |