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Aus »Idäisches Licht. Erstes Buch«. Gedichte 2006 Vers 11482 bis 11517 NIREUS Was Ilion schmückt an Anmut und Geschmeid, Was Agamemnon dingt zum Schwertertanz, Die Jugendschöne zeigt sich oft und weit, Doch ihn zuerst schmückt Aphrodites Kranz. Wir wissen ihm, der Symes Kämpfer führt, Nur wenig nachzurühmen, und sein Tod Ist nach dem Preis, der seinem Leib gebührt, Das einzige, das der Chronist uns bot. Nicht wie Achilleus, der Patroklos rächt Mit Hektors Tod, der Memnon niedermacht, Penthesilea tötet im Gefecht, Bis Phoibos’ Silberpfeil zur Hades-Nacht Ihn schickt, an Waffenehre unerreicht Und schwer im Ruhm wie viele Wägen Golds, Des Schönsten Ruhmesblatt ist falterleicht Und schwimmt im Styx grad wie ein Birkenholz. Und doch ist seine Amnut unbedingt, Sie sagt sich in Begierde und in Neid, Und wie Homer allein vom Preiser singt, So bleibt es frei von aller Eigenheit. Er gleicht Adon, dem selbst der Name fehlt, Narkissos, den die Sehnsucht bannt und frißt, Endymion, den Grottentraum verhehlt, Und Ganymed, der nur ein Opfer ist. Das Pflanzenhafte, das bei Hyazinth Verwandlung fordert, ist des Lieblings Los, Denn was sein Gehn im Sonnenschein gewinnt, Ist Sehnsucht im Betrachterauge bloß. Die Schönheit, die Erwachsensein verbot, Ist ein Tyrann, der den Charakter merzt, Wo sie regiert, gedeihn nicht Wein und Brot, Kein Mut den Träger wandelt und beherzt. So ist allein dem Tod, der nichts verschmäht, Die Ernte, wenn die Götter sich verzehrn, Wer solchen Glanz auf seine Schultern lädt, Muß alles was dem Menschen frommt entbehrn. |